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Kalgoorlie und seine Goldfelder (Juni 2021)

Writer's picture: Sven ReicheltSven Reichelt

Great Western Woodlands

Der "großartige Westwald" beginnt südlich von Goongarrie, auf dem Weg nach Kalgoorlie. Der Karlkurla Park im Norden von Kal ist eine fantastische Zusammenfassung dessen, was den Wald so einzigartig macht. Und ich freue mich, dass wir mittendrin sitzen. Es ist nichts, was ich zuvor irgendwo gesehen hätte. Experten nennen es einen offenen Wald. Die Kronen sind nicht sehr dicht oder ineinandergreifend und lassen viel Sonne durch. Charmante hohe Bäume, die aussehen wie die in meinem alten Kinderbuch "Ein lustiges Hundeleben", mit Tölen in allen Farben, die auf schirmförmigen Gehölzen tummeln und gegenseitig ihre Hüte bewundern. Wie ein Wunder tauchen überall wilde Blumen auf. Ein Hauch von Düften umspielt die Nase, die seltsam vertraut sind. Einige davon erinnern mich an meine Kindheit, an vergangene Tage. Ich kann sie nicht genau einordnen, aber ich heisse sie willkommen, wie einen alten Bekannten. Der Westwald ist größer als England und damit das größte zusammenhängende Gehölz der gemäßigten Zonen. Er wird begrenzt durch die Nullarbor Plains im Osten, den westaustralischen Weizengürtel und die Wüsten im Norden. Es ist einer der Biodiversity-Hotspots der Erde, in der erstaunlicherweise immer noch neue Arten von Fauna und Flora entdeckt werden!


Und hier werden wir in den nächsten Wochen leben. Ich bin nervös. Ein brandneuer Schlüsselsatz wird ausgehändigt. Die Spannung steigt. Ich schaue absichtlich nicht auf die andere Strassenseite, wo unser künftiger Arbeitsplatz ist. Unsere Wohnung is süß, wie ein Lebkuchenhaus. Ohne Ofen und sooo kalt. Wir gehen die Übergabeliste durch, während wir versuchen, etwas Wärme in unser neues Zuhause zu bringen. Es gibt zwei Feuerstellen, beide ausser Betrieb. Und einen Gasheizkörper der kaum ausreicht, um das alte Backsteinhaus zu heizen. Eine schnuckelige Wanne ist im kältesten Teil des Hauses? Wenn man den Körper fachmännisch faltet, passen sogar einige Liter heißes Wasser rein. Ausreichend um den erwarteten -2 Grad heute Nacht zu begegnen. Und so endet der erste Tag mit Pizzaservice und einem Schuss Brandy. Aaah, t!he simple life!


Australien's Scheißstädte Im Jahr 2021wurde Kalgoorlie von den Lesern der Website "Shit Towns of Australia" zur "bescheidensten" Stadt in Westaustralien gewählt - und zwar zum dritten Mal in Folge! Eine wenig schmeichelhafte Rezension beschreibt Kalgoorlie als "berüchtigte Wüstendeponie", die von Jugendlichen bevölkert ist, "die sich mit Chateaux Carton besaufen" und "sich auf den Stufen von Kmart mit Lösungsmitteln voll dröhnen". Nicht einmal die Skimpies ("Bardamen in Bikinis, die Bergleuten überteuertes Bier andrehen") und die Supergrube wurden bei der vernichtenden Bewertung der Stadt verschont. "Abgesehen davon, dass die Stadt am Abgrund eines großen Lochs sitzt, ist Kalgoorlies Hauptattraktion eine Blechhütte namens Two-Up School, die den Kalgoorliten beibringt, wie man ein paar Münzen in die Luft wirft. Aufgrund der durchschnittlichen Intelligenz der lokalen Bevölkerung dauern die Kurse mehrere Jahre", schrieben die Rezensenten. Shit Towns of Australia's Mitbegründer Geoff Rissole erzählte der Zeitung PerthNow, dass Kalgoorlie von einer Gruppe entschlossener Einheimischer zu ihrem dritten Titel getragen wurde. Sie wollten, dass die Stadt zumindest in einer Hinsicht zu feiern sei, denn "das Einzige, was schlimmer ist, als die beschissenste Stadt zu sein, ist, die zweit-beschissenste Stadt zu sein, nicht wahr?"


Was für ein Werbe-Stunt!!! Personifiziert sehe ich Kalgoorlie als alte, verschlissene Schachtel. Falten zeugen von einer üppigen Vegangenheit. Ein Leben von Reichtum und Armut, von Liebe und Verlust. Sie schminkt sich immer noch jeden Tag. Dann wirft sie sich den Mantel um, der damals ein Vermögen gekosten hat. Die Ellbogen sind abgewetzt. Die Spitze fadenscheinig. Aufnäher halten den Stoff zusammen der so gebrechlich ist wie die Alte scheint. Nach dem Zusammenbruch des Rohstoffmarktes wurde ihr Apartment von Kredithaien ausgeräumt. Und dort vegetiert sie dahin mit den Geistern ihrer Vergangenheit. Trotzdem hält sie sich aufrecht und mit erstaunlicher Autorität. Ihr verstorbener Gatte, von fragwürdigem Ruf, machte mit Gold ein Vermögen. Sie war so jung und hübsch wie arm, als sie ihm ins Auge fiel. Die Hochzeit war verschwenderisch und ihre Familie zufrieden, einen Mund weniger stopfen zu müssen. Sie lernte schnell ihn bei seinem Spiel zu schlagen. Und verließ ihn als sie ihn wiedermal im Mieder einer anderen erwischte. Zu einer Zeit, als Männer die Welt regierten. Stolz, aber allein, nutzte sie ihren Teil seines Vermögens, um ihr erstes Hotel zu kaufen. Und dann noch ein weiteres und noch eins. Sie arbeitete hart. Machte ihre eingenen Regeln. Und setzte sie durch. Bestimmte, wer bei ihr einkehrte und wer nicht. Ihr Aufstieg war kometenhaft, ebenso wie der Absturz, als die Goldpreise fielen und der Bergbau zum Erliegen kam. Und hier sitzt sie heute. Mitten in dieser gottverlassenen Stadt. Stummel zwischen welken Lippen. Ein steifer Brandy, wenn Harz III es zulässt. Sie ist keine nette alte Dame. Ihre Auffassung ist scharf, ihre Zunge schärfer. Unmöglich, Gespräche zu führen. Schwierig, sie zu mögen, aber Respekt habe ich für sie. Wird sie jemals vergehen? Ich bezweifle es. Eher wird sie versteinern. An einem Ort, der unbequem ist für Verkehr, Passanten und Funktionäre. Und da bleibt sie, als ob sie sagen wollte: "Ich gehe nirgendwohin. Und damit basta!"

Irgendwann wird sie zur Schutzpatronin für diejenigen, die große Träume haben, die alles daran setzten sie zu verwirklichen. Die Magnaten, die Entzauberten, die Zerbrochenen, das Treibgut der Gesellschaft. Je mehr ich in Kalgoorlie eintauche, desto mehr fasziniert mich das Zusammenspiel von Schund und Schätzen. Wie so oft erfordert es die Sicht eines Außenstehenden, das Besondere sichtbar zu machen. Kalgoorlie, 'ne Scheißstadt? Das ist wohl eine Frage der Perspektive.


Die Architektur Unser Vorort, Piccadilly, ist atemberaubend schön, mit vielen charaktervollen Häusern. Und Gassen. Und Straßenkunst. Und freundlichen Menschen. Ich kann es kaum erwarten, auf Erkundung zu gehen.

Darüberhinaus ist es ein Einkaufswunderland. Zumindest verglichen mit Newman. Wow! Und nur zwei Blocks entfernt. Die Stadt hat skurrile Gebäude. davon einige große alt-ehrwürdige. Geld liegt in der Luft. Es werden Anstrengungen unternommen, die alten Damen am Leben zu halten. Mir gefällt, wie Wohn- und Gewerbegebiete miteinander verwoben sind. Die alten Alleen, die ursprünglich breit genug waren, um Straßenzüge und schwere Bergbaumaschinen passieren zu lassen, sind heute mit Inseln, Blumenbeeten, Parkbänken und Bäumen begrünt. Neue, große Gebäude, sind entweder versteckt oder verkleidet. Massive Fassadenmalereien, ermöglichen es ihnen, sich mühelos in den alten Bestand einzufügen.


St Mary's Katholische Kirche

Unser Arbeiterhaus wurde, wie die meisten Gebäude, im Laufe der Jahrzehnte erweitert. Es hat die Form eines Handtuchs. Nicht mehr als anderthalb Zimmer breit, und erstaunlich lang. Der Garten ist ähnlich schmal. Es befindet sich neben dem Treffpunkt der Kaledonischen Gesellschaft. Ich hoffe stattliche, haarige Männer in Kilt und Dudelsack zu sehen. Leider wird die Halle \ heutzutage für Kindertanzkurse genutzt. Auf der anderen Straßenseite ist die katholische Kirche von St. Mary. Muss harte Zeiten durchlebt haben. Ihre schönen Fenster sind vernagelt oder schwer vergittert. Eher wie ein Bunker auf dem nackten Parkplatz als ein Ort des Willkommens. Zumindest nicht von außen.


Kal’s Gässchen - Schrott & Schönes

Unser Haus grenzt an eine der vielen Gässchen, die intime Alternative zu den grandiosen Straßen. Super, um lautem Verkehr und Menschenansammlungen zu entfliehen. Durch Lücken in der Bebauung kann man immer wieder neue Blicke auf das Rathaus und den Glockenturm erhaschen, der sich golden gegen den schweren Himmel abhebt. Ein Leuchtfeuer vergangener Tage. Ursprünglich wurden die Gassen genutzt, um Anwohner mit Heizmaterial zu versorgen und Abfall zu entfernen. Besonders menschlichen! Klohäuschen mit Dionnerbalken säumen Zäune. Verräterische Klappen gähnen Passanten an. Die Mischung aus Baufälligem und Neuem, aus Heruntergekommenem, Verrostetem neben Restauriertem ist erstaunlich. Der Traum eines jeden Kreativen. Wohlgemerkt, was heute inspiriert, wäre anrüchig, bevor Abwasserleitungen installiert wurden.


Kal's Straßenkunst

passt wunderbar in dieses Bild: In 2018/19 schuf die Stadt den Heart Walk, um die Innenstadt zu beleben. Einige der Wandmalereien erstrecken sich über ganze Straßenzüge. Andere sind winzig, wie eine Unterschrift. Und witzig! Wir ertappen uns dabei, wie wir kleine und grosse Hunde jagen. Man glaubt kaum, dass Graffitis zur alten Architektur passen, aber sie tun es mit überraschendem Charme!!! Die Tourismusbehörde empfielt drei Stunden um alle zu besuchen, mit einer Reihe von Stopps in den örtlichen Cafés. Alternativ bucht man eine Tour mit der Straßenbahn, einem umgebauter Lastwagen, der vorgibt, eine Tram zu sein, aber keine Schienen braucht. Wir haben eine ganze Reihe abgeklappert und entdecken immer noch neue auf unseren endlosen Stadtspaziergängen. Super!!!


Kunst geht Hand in Hand mit Cafés. Und es gibt eine ganze Reihe von ihnen. Meine absoluten Favoriten, basiert auf Atmosphäre, Kaffeequalität und Service sind Queen B (in Boulders Burt Street), Relish in Hannan Street und Just A Little Café in Piccadilly. Die beste Aussicht hat man vom York Hotel - was für ein großartiges historisches Juwel! Und für vernünftige Kuchen besuchen man am Besten die Vienna Coffee Lounge.


Kal und seine Prostituierten

Das Rosa Haus

Unser kleines Zuhause befindet sich in Brockmann Street, am Ende des ehemaligen berüchtigten Rotlichtviertels von Kalgoorlie, Hay Street. Prostitution wurde als Ventil für aufgestaute, sexuell frustrierte Bergleute akzeptiert. Uns das führte zu einem Waffenstillstand, der Prostitution toleriert aber stark reglementieryt. Ummoralische und andere Störungen auf ein Minimum zu reduzieren, wurde ein spezieller Bezirk geschaffen, der leichter zu patrouillieren ware. Das erste Australische Sex-Ghetto. Die Damen der Horizontalgewerbes durften den Rest der Stadt nur in Begleitung ihrer Anstandsdame besuchen. Wenn sie ins Grüne wollten, mussten sie die Stadt verlassen. Geschäfte florierten mit einer erstaunlichen Anzahl von Bordellen. Questa Casa oder das Pink House ist heute das einzige, das noch übrig ist. Das Internet und eine Lockerung von Beschränkungen führten zur Demise der organisierten Liebe in Hay Street. Sogar Mary-Anne Kenworthy, alias Carmel, angesehene Besitzerin des letzten Freudenhauses von Kalgoorlie, änderte ihr Geschäftsmodell und verdient jetzt ihren Lebensunterhalt mit Führungen. Hier sind wir also. Auf Samtstühlen. Vermeiden Augenkontakt. Ein kleiner Husten durchbricht peinliche Stille. Bis Madam kommt. Sie ist alt. Eine nette alte Dame, denke ich, während sie mühelos die Welt bezahlten Geschlechtsverkehrs und Penishygiene navigiert. Sie erzählt uns, wie sie ihre Mädchen ermutigte, ihre Kunden zu begutachten, bevor sie sie in ihre Räume ließen. Die Ablehnung eines betrunkenen oder anderweitig ungehobelten Gastes war akzeptabel. Jedes Mädchen hatte sein eigenes Zimmer zu dekorieren und ordentlich zu halten mit großem Bett und eigenem Kühlschrank. Eine von ihnen wandelte ihren Arbeitsplatz zu einem S&M Salon. Ein großer Teddy in einem versauten Ledergeschirr schildert von den besonderen Fähigkeiten dieser Dame. Jeder Herr wurde vor der Tat in einem Metalltrog gewaschen (desinfiziert). Natürlich folgten die Mädchen diesem Beispiel. Madam spielt dies trotz ihres fortgeschrittenen Alters ziemlich erotisch aus. "Einmal", sagte sie, "endeten wir mit einem "stiffy", einem Gast, der in den Armen eines der Mädchen starb. Als der Gerichtsmediziner ankam, regte sich der Gast und fragte war irritiert, warum alle Leute ihn anstarren". Oh je! Was für eine gelungene Tour. Und es passt so gut zu dem brillanten Roman "The Trauma Cleaner", der das Leben von Sandra Pankhurst nachstellt. Sie hat in Kalgoorlie's Hay Street in den 90er Jahren ihren Lebensunterhalt verdient. Die moderne, etwas verwässerte Version der Bordelle sind Skimpy Bars. Hier bedienen spärlich bekleidete Damen mit falschen Wimpern, chirurgisch aufgespritzten Lippen und einem Make-up, das das Phantom der Oper erblassen lassen würde, eine feucht-fröhliche Menge. Natürlich alles prim und propper. Keine Zuhälter. Zumindest nicht offiziell.

Höhepunkte des Ingenieurwesens Der Charlotte Hill Aussichtspunkt am Ende von Brockmann/Hay Street ist ein Muss. Er bietet es einen Wahnsinns-Blick auf die Stadt. Und er ist es das Ende der 530 km langen Wasserpipeline von Perth. Eine erstaunliche Ingenieurleistung, 1896 in Auftrag gegeben und 1903 fertiggestellt. Gebaut von amerikanischem und deutschem Stahl. Das Wasser braucht zwei Tage, vom Stausee bei Mundaring bis Mt Charlotte. Heutzutage liefert Mundering nicht genug Wasser für die weitläufige Stadt und die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen. Es wird von weiteren Dämmen in und um Perth und von Entsalzungsanlagen aufgefüllt. Der Bau der Pipeline, die Kraftstoffzufuhr zu den acht Pumpstationen, die das Wasser 400 Meter die Perth Ranges hinaufheben, ist der Grund dafür, dass die Pipeline eng mit den Eisenbahnschienen und dem, was später zum Great Eastern Highway werden sollte, ausgerichtet wurde. Die Pumpstationen sind jetzt Teil eines historischen Weges, der dieses technische Wunderwerk feiert. Cy O'Connor, der das Bauprojekt entwickelte und beaufsichtigte, sah es nie fertig gestellt. Er wurde von der Öffentlichkeit wegen seiner Vision und der damit verbundenen Kosten verspottet. Und das führte letztendlich zu seinem Selbstmord.


Warum ist das Wasser für eine Region, die so weit weg von jeglicher Zivilisation, so wichtig? Geologisch gesehen hat die Region eine Reihe von Intrusionen, die parallel zur Erdoberfläche verlaufen. Sie sind als Grünsteingürtel bekannt und enthalten große Mengen an Gold und Nickel, die Basis des Bergbaubooms in der Region. Gletscher haben das Gebiet vor Millionen von Jahren abgeschliffen, was zu spektakulären Granitfelsen, Salzseen, übrig gebliebenen alten Entwässerungssystemen führte. Spektakuläre Nuggets wie der 1,135 oz Goldadler (mehr als 32 Kilos) starteten einen manische Stampede in ein Gebiet, das frei von Oberflächenwasser ist. Unterirdisches ist nicht geniessbar. Typhus und andere Krankheiten wüteten unter den frühen Siedlern, und verwandelten diesen Teil der Welt in die Hölle.


Gold wurde ursprünglich von Hand in tiefen Schächten gegraben. Schachtkollaps waren üblich, ebenso wie Giftgasemissionen. Die Sterblichkeit in den Bereichen entsprechend. Als Goldpreise aufgrund geringerer Nachfrage und billigerer Importe einbrachen, kam der Bergbau in den 60er Jahren zum Erliegen. Und dann geschieht das Wunder. Verschärftes Interesse in Kombination mit Mechanisierung machte die Wiedereröffnung der Minen ertragsfähig. Das Ergebnis ist das SuperPit, ein massiv-großes Loch am Rande der Stadt, in dem ferngesteuerte Lastwagen Golderz zu den Verarbeitungsanlagen und dann weltweit karren. Hin und wieder zittert die Erde, wenn eine neue Explosion den Fels auseinanderreißt oder ein alter Schacht unter der Stadt zusammenstürz. Eine Reihe von Gebäuden tragen Narben von Verschiebungen in der Erdkruste. Einheimische können verschiedene Arten von Beben identifizieren anhand des Rumpelns, der Dauer, und dem spezifischen Klang, den die Weingläser in den Vitrinen machen. Unser Haus rumpelt jeden Tag. Mindestens einmal. Und unsere Gläser singen ein lustiges Liedchen dazu.


Kambalda & Lake Lefroy

Kambalda, etwa eine Stunde südlich von Kalgoorlie, ist eine weitaus kleinere Bergbaustadt. Es liegt am Nordufer des Lefroy-Sees. Mit etwa 510 Quadratkilometern hat er dieselbe Oberfläche wie der Bodensee. Aber weniger nass. Lake Lefroy ist meist eine flache Salztonebene. Episodisch füllt sie sich mit Regen. Oberflächenwasser hält sich in der Regel nur wenige Wochen und wenn verdunstet lässt einen immer höheren Anteil an Salzen und Mineralien zurück. Die fest aussehende Salzkruste bedeckt einen weichen, matschigen Schlamm. Einfach einzubrechen und stecken zu bleiben. Trotzdem dient Lake Lefroy zum Landsegeln. Perfekt aufgrund seiner Größe und der Textur der Oberfläche. Es wurde sogar für australische Landgeschwindigkeitsrekordversuche verwendet und hauste das Pacrim Land Sailing Event 2007 mit Konkurrenten aus der ganzen Welt. Kambaldas Entschlossenheit, so viel einheimische Flora wie möglich zu erhalten, unterscheidet es von anderen Bergbaustädten. Und so ist Red Hill, am Rande der Stadt, ein großartigen Ort für den Blick auf die Salzpfannen.



Menzies & Lake Ballard

Menzies liegt 90 Minuten nördlich von Kalgoorlie. Weitere 51 Kilometer entfernt ist Lake Ballard mit seiner Kunstinstallation "Inside Australia". Der international renommierte Bildhauer Antony Gormley platzierte 51 menschliche Figuren auf dem Salzsee. Was ist besonders an nackten, falsch proportionierten Figuren? Der Künstler ist besessen vom menschlichen Körper. Und so scannte er Bewohner von Menzies, manipulierte die Daten digital und erstellte jeweils eine Kopie. Die Individuen wurden in einer Legierung gegossen, die Materialien enthält, die in den archaischen Gesteinsformationen Westaustraliens zu finden sind. Die männlichen Figuren sind ungewöhnlich mit winzigen Genitalien, die merkwürdig aus ihren Körpern hervorstehen. Wie Nachgedanken. Im Gegensatz dazu verwandeln sich weibliche Brüste verwandeln sich in Raketengranaten, die unmöglich zu ignorieren sind. Glücklicherweise zeigt keiner von ihnen auf uns, die Eindringlinge in eine Welt, die letztlich doch auch unsere ist. Ich frage mich, ob Besucher ihre Hose fallen lassen und mit den Statuen posieren. Ich leihe ihnen lieber meine Jacke für etwas Privatsphäre...

Antony Gormley - Inside Australia

Besucher wandern durch den unberührten Oberflächensee. Fußabdrücke verbinden die Statuen verbinden. Wir erklimmen eine Insel, die aus der Salzpfanne aufsteigt. Jede Figur ist jetzt eine Synapsis, das Ende einer Nervenzelle, das durch die Pfade entsteht, die die Besucher hinterlassen. Ein Netzwerk. Einige Wege sind deutlicher ausgeprägt als andere. Genau wie im Gehirn! Wo breitere Bahnen häufiger verwendete Informationen verbinden und dünne ins Unterbewußtsein führen. Jeder Besucher teilt so seine individuelle Botschaft, sein Staunen und zivilisatorischen Trümmer. Ich frage mich, ob jemals jemand alle Skulpturen besucht hat. Sie sind weit verstreut, einige nur eine vage Erscheinung am Horizont. In der Ferne ist es schwer zu erkennen, was Statue und was Zuschauer ist. Und so werden sie / wir Teil dieser Kunstinstallation. Man könnte die Skulpturen sogar als Kommunikationsgeräte sehen, Antennen die mit Horizont und Raum kommunizieren. Was wäre, wenn sie einen Weg wiesen? Und wohin???


Die Insel ist eine Erweiterung der Installation. Wie ein riesiges Ei wartet sie auf ihre Befruchtung. Besucher bauen aus Steinen Wörter und Sätze rund um sein Ufer. Wie Barrieren oder Rezeptoren. Falsche Spermien abwehren. Nur die richtigen durchfiltern. Mit Spock's Worten: "Faszinierend"!



Esperance & die südlichen Goldfelder

Für Kargoorliten sind weder Menzies noch Kambalda würdige Orte für R&R für etwas Erholung. Man macht sich entweder auf den Weg in die Landeshauptstadt Perth (600 km) oder flieht and die Südküste nach Esperance, eine vierstündige Reise. Dazu folgt man einfach dem Goldfields Highway nach Norseman und darüber hinaus, bis man ins Wasser fällt. Wir haben uns ein gemütliches B&B am Westrand der Stadt gebucht. Am Twilight Beach. Mit Blick auf das Polarmeer. Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein netter Wander- und Radweg, der über Chapman's Point die Stadt mit Salmon Beach und der Wildnis verbindet. Ich habe O zu einem Morgenspaziergang mitgenommen. Ist doch länger als erwartet. Und so haben wir Paul vom Cloud11-Café in der Stadt angerufen, das Gattentaxi. Für eine so kleine Stadt hat Esperance viele nette Geschäfte, Restaurants und Cafés...


Am Nachmittag wandern wir in die andere Richtung. Ich dachte, ich könnte eine weitere Abholung organisieren. Haben aber nicht bedacht, dass wir langsam aus dem Telefonempfang gewandert sind. Zumindest habe ich das nicht nicht bedacht (was O denkt ist mir meist eh schleierhaft). Und so kommen wir Stunden später, bereits im Dunkeln, zu ein paar besorgten Augen wieder heim. Aber es hat sich gelohnt! Schee wars trotzdem. Der Wind hat den Kamm der Wellen in lange silberne Mähnen zerwuehlt! Wie Wildpferde stürmen sie auf den Strand zu. Und preschen die Dünen hoch, gleichsam zu Büschen und Krüppelkiefern erstarrend die die Küste umranden.

Sie schaffen wilde Überhänge, hohle Gassen und geschützte Wege. Für kleine Tiere muss das wie ein Dschungel sein, für uns Sterblichen ein undurchdringliches Dickicht. Hin und wieder durchbricht mein Kopf wie ein Heliumballon die Krone und saugt den unglaublichen Blick auf das Meer und die fernen Buchten auf. Diese Wanderung hat mir sicherlich den Kopf frei gemacht. Was für ein spektakulärer Ort! Es lohnt sich, hier ein paar freie Tage zu haben!


Oh, und nicht vergessen bei der Esperance Distillery Co vorbeizuschauen, um etwas lokal hergestellten Fenchel-Gin zu testen und zu kaufen. Es ist bemerkenswert!!!



 

Reisenotizen

Distanzen von/nach Kalgoorlie

nach Leonora - 143 km

nach Menzies & Lake Ballard - 130km / 180km

nach Kambalda & Lake Lefroy - 65km

nach Esperance - 390km

nach Perth - 600km














Bemerkenswerte Links

Kalgoorlie (https://www.kalgoorlietourism.com), Great Eastern Woodlands (https://www.dpaw.wa.gov.au/management/off-reserve-conservation/the-great-western-woodlands/77-visiting-the-great-western-woodlands?showall=1), The Pink House (https://www.questacasa.com/kalgoorlie-historical-brothel), Heart Walk (https://www.artgold.net.au/heartwalk), Lake Ballard & Inside Australia (http://lakeballard.com), Esperance (https://www.visitesperance.com), History of the Goldfields in WA (https://museum.wa.gov.au/explore/wa-goldfields), The Golden Pipeline & Cy O’Connor (https://www.goldenpipeline.com.au/, https://www.goldenpipeline.com.au/the-people/cy-oconnor/), Menzies (https://www.menzies.wa.gov.au/visit-menzies.aspx), Lake Lefroy & Kambalda (https://www.aussietowns.com.au/town/kambalda-wa#visitor_information), Indian-Pacific Railway (https://www.journeybeyondrail.com.au/journeys/indian-pacific/), The Prospector Train (https://transwa.wa.gov.au/plan-your-journey/train-lines/prospector)

Coole Music und Bücher zum Wachbleiben

“The Trauma Cleaner - Das außergewöhnliche Leben umgeben von Verfall, Katastrophe und Tod" ein Roman von Sarah Krasnostein

“Shit Towns of Australia”, Buch von Geoff Rissole und Rick Furphy. Die online Version ist erhältlich via https://shittownsofaustralia.substack.com


Die beste Zeit für einen Besuch

Die besten Jahreszeiten für einen Besuch der Goldfields und des Südostens von Westaustralien, sind Herbst und Frühling. Der Winter kann mit Winterregen bitterkalt sein mit einstelligen Temperaturen tagsüber und Frost sobald die Sonne untergeht.

Sommer können heiß sein wie ein Backofen, Temperaturen über Grad sind nicht selten. Die Südküste ist großartig, um der Hitze der Goldfelder zwischen November und März zu entkommen.


Anreise Tipps

Kalgoorlie ist über den gut etablierten Great Eastern und den Goldfields Highway leicht zu erreichen. Der Prospector-Zug verbindet die Stadt mit den westlichen Vororten von Perth und die transkontinentale Indian-Pacific Linie mit Adelaide und Sydney. Tägliche Flüge nach Perth sind zu vernünftigen Preisen verfügbar.


Kleine Helfer

Hema Australian Road & 4WD Atlas - Wenn das Fahren Ihr Ding ist, dann geht nichts über gute alte Papierkarten (kein Strom oder Batterien erforderlich).

App - FuelMap Australia - Auf der Suche nach dem billigsten Kraftstoff in Stadt und Land

App - GoogleMaps - Organisieren Sie Ihre Reise. Wenn verfügbar, sind Satellitenansichten hervorragend, um kleinere Weg zu finden, und sich weiter in die Natur zu wagen, abseits vom Strom der Touristen.

App - MainroadsWA (https://mrw-aue-tvlmp--appsrv-prd.azurewebsites.net/Home/Map) - Dies ist ein großartiger Helfer, der Sie über sämtliche Straßensperrungen auf dem Laufenden hält, sei es bei Bauarbeiten oder Unwetterereignissen. Wirklich praktisch für Reisen im Outback.

APP - BOM - Das aktuelle Wetter, herausgegeben vom Australischen Meteorologischen Institut, man gehe immer direkt zur Quelle!

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