Queensland - Brisbane & Mt Moffat National Park (September 2019)
- Sven Reichelt
- Apr 8, 2020
- 4 min read
Updated: Dec 26, 2020
Für den Augusttrip haben wir im vornherein Verlängerung vereinbart und uns für sieben volle Tage aus dem Staub gemacht! Nach acht Wochen Doppelschicht sind wir in der Tat urlaubsfällig!
Wir sind bei einer Freundin am Rand von Brisbane abgestiegen und haben in der City im Amt für Hochzeiten, Geburten und Todesfälle unser Aufgebot bestellt. So werden uns am 7. Januar 2020 uns zum zweiten Mal das Ja-Wort geben - nach zwanzig Jahren - 32 Stockwerke über der Metropole! Endlich können wir uns mit Namen wie Gatte, Hasi oder Schnuckeputz bewerfen, ohne fürchten zu müssen, dass der andere sich vom Acker macht. Die Beamtin, die uns interviewed hat war sehr aufmerksam und nett. Was will man mehr.

Im zweiten Stock gibt es das Restaurant Metropol, wo wir danach mit wenigen Freunden den Augenblick feiern werden.
Wir sind mit die 30 Kilometer mit Öffentlichen Verkehrsmitteln in die City gefahren. Der Verkehr ist unglaublich und die Parkgebühren astronomisch. Aber Bus und Bahn sind in Brisbane als Alternative nicht wirklich gut. Kein Wunder, dass in dieser flächengreifenden Megametropole niemand vom Auto lassen kann. Und so kriecht man weiterhin von einem Stau zum nächsten.
Auf dem Rückweg haven wir haben uns in Südbrisbane in einen Camper verguckt. Die Firma Mars macht ziemlich clevere, fast schon Schwäbische Camping-Anhänger: Eine Klappe, die die hintere Hälfte des Campers abdeckt, öffnet sich nach vorne. An der Klappe ist das Zelt befestigt dass sich wie eine Ziehharmonika selbst aufstellt. Ohne weiteres Zutun hat man mit dem Öffnen des Deckels bereits Schlafzimmer und Ankleide (oder Empfangsraum). Ein Vorzelt kann man nach Bedarf anbauen - oder auch nicht - und die Küche zieht man zur Seite raus. Easy! Da wir momentan weitgehend stationär sind lohnt sich die Investition noch nicht. Also kräftig sparen und als Hochzeitsgeschenk für 2020 anvisieren. Die Partygesellschaft von 25 Gästen passt da bestimmt rein :)
Der nächste Stopp ist Mt Moffatt Nationalpark, knappe 600 Kilometer die Strasse entlang. Der Park ist Teil des Sandsteingebirges in der Mitte von Queensland mit super Wanderwegen, Felsen und malerischen Ausblicken.

Im Camp haben wir eine Emufamilie aufgeschreckt! Die Männchen brüten die Eier aus und ziehen die Kleinen gross. Ob das wohl alles seine eigenen Kids sind? Süß sehen die aus - bis sie aufwachsen.

Ich war frech und habe eine fremde Video URL angehängt zum Thema “Wie würden Emus mit Ärmchen aussehen”. Viel Spass beim anschauen https://youtu.be/4a363kSSe34 .
Mt Moffatt ist Teil des fast 3.000 Quadratkilometer grossen Carnarvon Nationalparks den wir bereits ein paar mal besucht haben. Dieser Teil war mal eine Rinderfarm gewesen, aber vermutlich nicht rentabel und ist dann an Queensland Parks überschrieben worden. Der Park ist über eine 150 Km lange Schotterpiste zu erreichen. Vermutlich der Grund, warum wir - neben Emus und Kängurus - sonst niemanden angetroffen haben, nicht mal die Parkranger in ihren schicken Uniformen!
Sind Schotterpisten tatsächlich so schlimm? Wer ein richtiges Auto hat mit entsprechender Bodenfreiheit hat , sollte sich den Spass antun.

In Australien unterscheidet man Bitumen Roads (Teerstrassen), Gravel Roads (Schotterpisten), Corrugated Roads (Schotterpisten die wie Waschblech aussehen und sich auch so anfühlen) und andere Dirt Roads und Tracks also Pisten und Pfade bei denen selbst der Schotter fehlt. Letztere werden dann noch mit Sand, Gras, Busch, Felsbrocken und jeder Menge von Kraftausdrücken kombiniert. Und so hat man für die verschiedenen Strassenformen schnell soviel Ausdrücke wie Eskimos für die Farbe weiss.
Oben ein Beispiel für “fucking awful gravel road rattler with pot holes and shit loads of bull dust”. Die Übersetzung spare ich mir. Aber die Essenz errät man auch so!
Schotterpisten werden mehr oder weniger regelmäßig gebahnt, dass heisst mit Planierraupe, Walze und Wasser geglättet um nach merkwürdigen physischen Grundprinzipien dann Bodenwellen zur entwickeln (siehe Foto). Experten empfehlen den Reifendruck zu reduzieren und die Geschwindigkeit beim Fahren anzupassen. Idealerweise gleitet man dann über die Kuppen. Je nach Bodenwelle liegt das Idealtempo irgendwo zwischen 60 und 80 kmh. Oder mehr. Oder weniger. Je nachdem wieviel Gerüttel man erträgt - oder das Fahrzeug. Prinzipiell fällt immer irgendwas vom Armaturenbrett oder auseinander oder zerbricht oder man verliert wichtige Schrauben, Einfassungen und Abdeckungen. Sogar Brillen, Haar- und Gebissteile werden in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe mir ersthaft überlegt ob es wert ist unsere Strassenbaubehörden mit meinen Zahnarztrechnungen zu beglücken…
Andererseits ist es irgendwie auch geil, wenn man 200 oder 300 Kilometer Schotterpiste “überlebt” - ohne zu Kotzen.
Tagsüber ist es im Park traumhaft: Blauer Himmel, 25 Grad, leichte Brise. Aber auf den Nachtfrost sind wir nicht eingestellt. Die Winterschlafsäcke lümmeln sich zu Hause bequem for dem Fernseher rum während wir hier frieren. Feuerchen und Jim Beam sind super, aber nicht wirklich warm genug nach Sonnenuntergang …

Anbei ein paar Pics von unserem Trip durch den Park. Unser neues fliegendes Spielzeug kam auch zum Einsatz.
Die Drone erlaubt einem völlig neue Perspektiven: Die Welt sieht von oben doch anders aus. Es macht Spass zu fliegen - und zu filmen aber der Kassenschlager wird wohl lange auf sich warten lassen, Millionen werden wir mit einem “abendfüllenden” Kinoprogram nicht verdienen…

Dank unseres Freundes Peter gibt es fuer unsere Drone jetzt auch Goggles, eine Art elektronischer Taucherbrille. Wie beim Tauchen, hält man auch hier bei atemberaubenden Flugmanövern die Luft an. Und wie im echten Flieger kann es einem auch hier so richtig schön schlecht werden - Haha!
Nach zwei frostigen Morgen tauschen wir die Einsamkeit gegen Wärme und campen am Fluss Maranoa bei Mitchell. Der Fluss ist nach dem Wort der hiesigen Ureinwohner für Entenei benannt (Sorry Mr. Emu).

Der Fluss ist meistenteils trocken und sanding. Aber bei Mitchell wurde ein Wehr errichtet und der Flusslauf ausgegraben. Jetzt gibt es das ganze Jahr über einen malerischen Zelt- und Angelplatz (siehe oben). Zum Baden ladet es nicht ein. Die meisten Inlandflüsse sind bräunlich trübe. Man weiss nie, was einem am Fuss oder sonst wo zwickt, wenns zwackt.


Und hier Paul und ich in unserem letzten Lager am Wasser - unsere Oase im Outback. Super, nicht? CU around…
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