Wir haben uns von unserer letzten Reise zur Quelle des Windes gut erholt. Alle Systeme sind repariert und wieder einsatzbereit. Das Arbeitsaufkommen in Port Dennison hat endlich etwas nachgelassen. Und bevor wir den Wohnwagenpark auf die Weihnachtsferien vorbereiten legen wir kurz nochmal eine Verschnaufpause ein, die letzte für dieses Jahr. Wir fahren nach Horrocks Beach, 140 km nördlich von uns und direkt am Meer. Die Strecke von Northampton nach Horrocks ist seltsam. Statt flacher werde die Hügel immer ausgeprägter. Keine Spur vom Meer. Sobald wir uns entscheiden, auf dem höchsten Hügel nochmal die Karte zu konsultieren, ist es da: das Wasser und eine hübsche kleine Bucht.
Auf den ersten Blick ist die Gemeinde unscheinbar. Schnuckelige Feriennhäuser und große Villen, die von alten, baufälligen Fibro-Hütten in Schach gehalten werden. Hat da vielleicht jemand das Wort "Asbest" geflüstert?
Aber es liegt eine gewisse Leichtigkeit in der Luft, man sehe sich nur die Hundeschilder an. Auf die Frage, warum man Horrocks Beach besucht hört man Angeln, Bootfahren, Schwimmen, Surfen, Spazieren, und dann fängt es wieder von vorn an. "Habe ich schon das Angeln erwähnt?"
Die Mündung des Bowes River ist gleich um die Ecke und so sind einige wilde Campingplätze direkt an der Küste. Und weitere schöne Angelplätze! 😂 Der hiesige (einzige) Laden ist erwähnenswert: Gutes Essen & Kaffee, Alkohol, nette Souvenirs, und was man sonst noch zum Leben braucht. Die junge Frau, die ihn leitet, ist cool und ebenso ist ihre Kundschaft. Von alten Fürzen, und halbstarken Surfern, zu jungen Müttern und ihren Kids bis hin zum Beamten aus Northampton, der in der Ecke Hof hält. Da passen wir doch prima rein!
Wir haben unser Lager im Wohnwagenpark eingerichtet, aus dem Wind. Das Internet ist etwas lückenhaft, aber gut genug, um zu schreiben. Also alles ok.
Ein Tagesausflug nach Gregory führt uns vorbei an den Ruinen des Lynton Convict Hiring Depot. Es wurde 1853 gegründet und war das erste Gefängnis dieser Art nördlich von Fremantle. Es vermittelte Arbeitskräfte an die Geraldine Bleiminen in Gwalla (heute Northampton) und beherbergte 60 Verurteilte niedrigeren Risikos und pensionierte britische Soldaten als deren Wachen. Um die Kosten für die Betreuung von Gefangenen zu senken, erlaubte die Kolonie Verurteilten, zu arbeiten. Sie konnten sogar eine Familie erwerben, solange sie sich "benahmen". Sämtliche Rechte könnten ohne Gerichtsverfahren widerrufen werden, falls der Sträfling rückfällig wird oder wenn er zu den Behörden passt. Hm! Die Arbeit in einer Bleimine musste ganz oben auf der Liste ihrer Favoriten stehen - nicht besonders gesundheitsförderlich! Bis 1856 waren ein Laden, eine Bäckerei, ein Lager, ein Gefängnis, eine Krankenstation, ein Kalkofen und ein Verwaltungsblock gebaut. Ein Mangel an frischem Gemüse führte zu Skorbut. Folglich wurde die Station 1857 aufgrund der hohen Kosten von der Regierung geschlossen. Bis heute ist es das intakteste Beispiel für ein regionales Sträflingsdepot in Westaustralien. Super, durch die Ruinen zu wandern. Viele schöne Aus-, Ein- und Durchblicke!
Das Nahegelene Port Gregory war Lyntons Tor zum Welt um Blei, Salz und später Walfangprodukte zu versenden. Es ist heute ein ziemlich verwahrloster Ort. Boomt in den Ferien und dümpelt den Rest des Jahres vor sich hin. Im Jahr 2016 gab es etwas mehr als 60 Einwohner und etwa 85 Wohnungen, von denen die meisten unbewohnt sind. Port Gregory wirkt wie ein mürrischer alter Mann: immer über die guten alten Zeiten weinen, und ansonsten verbittert und mürrisch. Aber doch zu verknöchert, um etwas zu ändern. Das Highlight der Region ist die Hutt Lagune, oder auch der pinkfarbene See. Und er enttäuscht nicht. Die Farben sind spektakulär!
Wir folgen Nebenstraßen nach Northampton, einer kleinen, charmanten ländlichen Stadt am Rande des Weizengürtels. Ihr ursprünglicher Name war "The Mines / Die Minen", aber er wurde 1871 geändert, nachdem Lynton als Projekt aufgegeben wurde.
Northampton ist eine historische Stadt mit der hübschen Kirche St. Mary in Ana Coeli und dem angegliederten Kloster des Heiligen Herzens, beide vom Architekten und Priester Monsignor John Hawes entworfen. Leider sind viele der Gebäude immer noch durch den Wirbelsturm Seroja beschädigt, der Ostern 2021 durch die Region pflügte. Er verursachte Chaos und beschädigte etwa 70% aller Gebäude zwischen Kalbarri und dem Chapman Tal!
Northampton ist trotzdem großartig für einen Stop: Das grosse Wandportrait der hiesigen AFL-Heroen darf man nicht verpassen, oder die Hampton Gardens, Lyons Park, The Shearing Shed Café, Wren's Place (Bäckerei & Café) sowie die vielen Kunsthandwerksplätze und Second-Hand-Läden. Und man kommt natürlich nicht umhin, die vielen Schafe zu zählen, die durch die Stadt bevölkern. Nur bitte nicht dabei einschlafen.
Track Notes
Distances
Von Port Denison
nach Northampton 120 km
dann nach Horrocks Beach 22 km
dann nach Lynton 27 km
dann zur Hutt Lagune / Pink Lake 4 km
weiter nach Port Gregory 4 km
und nach Northamptom (back road) 47 km
Accommodation
Horrocks Beach Caravan Park (https://summerstar.com.au/caravan-parks/horrocks-beach) 142km
Die beste Reisezeit
Der Sommer kann an diesem Teil der Küste von WA sehr heiß und windig werden. Für stabileres Wetter reist man im Frühjahr oder Herbst.
Links
Horrocks Beach (https://rac.com.au/travel-touring/info/horrocks)
Lynton Convict Depot (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Lynton,_Western_Australia)
Hutt Lagoon / Pink Lake (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Hutt_Lagoon)
Gregory (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Gregory,_Western_Australia)
Northampton (https://www.aussietowns.com.au/town/northampton-wa)
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