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Westaustraliens großartige Südküste (Jan 2022)

Writer's picture: Sven ReicheltSven Reichelt

Wir haben die verrückte Weihnachtszeit im Wohnwagenpark einigermaßen überlebt. Die meisten Gäste sind nett. Solange man sie nicht des Platzes verweist, den sie mit ihrer Familie bereits seit Jahrzehnten belegt haben. Ein Ende der Klagen wird man so schnell nicht hören.

Der heißeste Tag hat uns am meisten Spaß gemacht: Stromausfall. Viele Gäste waren nicht mehr in der Lage zu kochen, ihre Kühlgüter zu retten oder und schlimmer noch, sich einen Kaffee zu machen. Das passiert eben, wenn man sich darauf verlässt, daß sämtliche Camping-Ausrüstung Zugang zum Netz hat. Regel Nummer Eins beim Camping ist, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und dazu gehört die Notfallausrüstung, z.B. eine Kühltasche, um Bier und Steaks kalt zu halten und ein kleiner Gaskocher für Mutti’s Kaffee. Wir bieten Eiswürfel und kochendes Wasser an. Aber das ist das für einige Gäste nicht gut genug. Aaargh!


Mit Freunden aus Newman feiern wir Dan’s Geburtstag. Ein toller Start in unsere freien Tage. Dann geht es nach Geraldton zum Einkaufen. Aber letztlich ruft doch wieder die Ferne. Trotz Hochsaison. Wenige Anrufe später satteln wir unseren treuen Wohnanhänger und düsen nach Bremer Bay an der Südküste von Westaustralien. Es ist eine lange Fahrt, aber die Straßen sind gut und der Verkehr leicht. Wir ergattern den letzten Platz im dortigen Wohnwagenpark. Es ist unser Hochzeitstag und Grund zum Feiern. Wir landen wir im Bremer Bay Resort. Super! Besonders wenn man zwei verrückten Freunde dabei hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, wann und wie diese Nacht endet. Muss aber gut gewesen sein. Ein Hoch auf Fiona und Paul!


Bremer Bay und Kap Henry Halbinsel - Frühstück gibt’s im Orca Café, einer mobilen Verkaufsbude am Ende der Bremer Bay Straße. Von hier sind es nur wenige Schritte in die eisigen Gewässer des Südlichen Polarmeeres. Statt Herzkasper und einen Kampf mit den Killerwalen zu riskieren, klettern wir die Stufen zum Cuneo Rock Drive und dem dortigen Aussichtspunkt hinaus. Ideal zum Rumschnüffeln. Das Wetter ist herrlich! Das Panorama auch. Der Wind kämmt uns das Haupthaar dick. Oder was davon noch übrig ist. Der Hund steckt seine Nase in die Brise. Ich frage mich, was er von der Küste hält. Mit seinem feinen Geruchssinn. Die Nasen die Australischen Wombats sind übrigens noch empfindlicher (nicht, dass hier welche gäbe). Ihrer erhöhter Sinn erschnüffelt nicht nur die Gegenwart sondern auch, was die Zukunft bringt. Man stelle sich vor, auf einer Felswand hoch über dem Land zu sitzen. Und erriecht, Botschaften von Knospen, die bereits heute die leiseste Andeutung des kommenden Frühlings senden. Und so machen Herr und Frau Wombat sich behäbig auf den Weg, das nahende Crescendo zu begrüssen. Im Vergleich dazu sind Hundenasen doch eher grob. Spezialisiert auf die Vergangenheit. Sie schwelgen in Zerfall und in Gerüchen, die weit über ihr Gebrauchsdatum hinausgehen. Ich sehe Olli’s Nase aufflammen und frage mich, was er denn jetzt so wahr nimmt.



Ein kurzer Ausflug bringt uns zum Hafen. Da die Mündung des Bremer Flusses versandet, legen sämtliche Fischer- und Walbeobachtungsboote von einer Felsbucht ab, die etwas südlich an der Küste gelegen ist. Auf den angrenzenden Hügeln und Dünen gibt es gewaltig schicke Häuser. Hier richt es nach Geld. Die Grundstücke sind groß, die Nachbarn weit weg, die Panoramen spektakulär. Nicht wenige haben Privatzugang zu Buchten mit idyllischen Namen wie Little Harbour Beach (kleiner Hafenstrand), Blossom Beach (Blümchenstrand) oder Native Dog Beach (Wildhundstrand). Aber nicht blenden lassen: Little Harbour Beach wird täglich von hunderten grosser SUVs befahren, die ihre hier ihre kleinen Boote zu Wasser lassen. Blossom Beach ist nach einer Kuh benannt, die in den Dünen verloren ging und wieder gefunden wurde. Und zwar genau hier. Und Native Dog Beach hat seit Jahrzehnten keine Dingo’s mehr gesehen. Nur Promenadenmischungen. Und davon jede Menge, Größe, Farbe und Lautstärke. Unsere Töle passt da perfekt dazu.



Zurück am Campingplatz organisieren wir vom Imbissstand einen der mächtigsten Burger. Die Jungs kommen aus dem 1,100 Kilometer entfernten Meekatharra, um unsere Geschmacksknospen zu verführen. Und das schaffen sie auch. Inklusive Kalorienkoma. Also ohne Schnapps geht da gar nichts.

Am Sonntag erkunden wir den Ort und einen von Ma's geheimen Angelplätze. Das Wellstead Café & Museum ist ein großartiger Startpunkt. Ein schrulliger Ort, der sich in den Hügeln vor dem unerbittlichen Wind versteckt. Man soll nicht glauben, was sich hier an der Südküste so “Sommer” schimpft. Gestärkt turnen wir durch olle Schuppen mit löchrigen Holzböden, klettern durch Walgerippe, ein ehemaliges Filmset und schrauben an alten Traktoren herum. Unser Hund markiert, was er später gerne nach Hause mit nehmen möchte. Er hat es auf die gigantischen Knochen abgesehen.

Der Wochenmarkt ist nicht weit entfernt. Super für Souvenirs. Aber man muss flugs sein, Landmärkte überleben selten ihre Mittagspause.



Die gute alte Ma vom Wohnwagenparks schickt uns auf eine wilde Jagd zu ihrem Lieblingsplatz am Bremer Fluß. Die Beschreibung ist vage. Wir folgen irgendwelchen Trampelpfaden. Die immer schmaler werden. Und schwieriger auszumachen sind. Unsere Freunde auf denn billigen Rücksitzen krakelen lautstark Anweisungen. Und widersprechen sich. Während wir von Schlagloch zu Schlagloch hüpfen. Zum Glück gibt’s ne gute Federung und das Internet macht auch mit. Die Satellitenfotos von AppleMaps sind hilfreich. Es schient, dass wir, wider Erwarten, auf dem rechten Weg sind. Und nach einem letzten steilen Abhang fallen wir in unser romantisches Versteck am Fluss. Zu viert. Plus Hund. Und der eine oder andere Angelfanatiker in seinem Boot. Verdammt! Aber es ist schön genug, etwas Sonne zu tanken, während jemand eine Flasche Sekt herumreicht. Dieser Ort hat wirklich viel zu bieten.

Wir tanken in Bremer Bays eigener Brauerei nach, einem coolen, neuen Treff, und lassen den Tag zu Pauls hausgemachter Pasta ausklingen.


Anderthalb Stunden westlich von Bremer Bay liegt Albany, eine hübsche Stadt an einem atemberaubenden, natürlichen Hafen. Er wird von der Vancouver Halbinsel, Frenchman Bay und dem Torndirrup National Park begrenzt. Die Klippen über dem donnernden Polarmeer besteht aus Gneis und Granit, poliert von der ewig tosenden Brandung. Bei "The Gap" hat die Strömung eine dramatische Schlucht in den Fels geschnitten. Eine Stahl- und Glaskonstruktion hängt über dem Abgrund für einen gewagten Blick in denn tiefen Maelstrom. Könnte sein, dass dies die Blaupause für den spektakulären Skywalk über die der Murchison-Schlucht im Kalbarri-Nationalpark ist.

Etwas weiter gibt es die Fontänen. Wenn Wind, Strömung und Gezeiten perfekt zusammen kommen, werden Wellen durch Spalten in die Klippen gezwungen und erzeugen spektakuläre Fontainen. Leider nicht heute. Aber der schmale, felsige Pfad, die Steilküste entlang ist trotzdem geil: eine Wanderung am Rand der Welt.


Frenchman Bay beherrgert eine Walfangstation. Sie erlaubt einen interessanten Blick in eine Industrie, die Ende der 70er Jahre ihr Ende fand. Zum Glück. Ich werde immer unruhig, wenn Bekannte von Jagen und Schießen schwärmen. Zugegeben, Walfang war nie ein Sport, sondern ein grobes Unterfangen, daß die Australische Kolonie mit Protein und die Welt mit Öl für Lampen, Schmierstoffen, Kerzen und der Basis für Parfums und Seifen versorgte. Walbaarten wurden für Korsetts, Peitschen und Regenschirme verwendet, und manchmal sogar, um Dächer zu decken. Und als Knochen zum Draufrumkauen. Kaum zu glauben, wie diese “essentiellen Güter” weltweit Walpopulationen fast zum Zusammenbruch brachten.



Wir wohnen im King River Palms Caravan Park, gegenüber von “Handasyde Erdbeeren & Scones”. Zeit für Kaffee und Kuchen. Und später ist die Great Southern Distilling Co mit ihren preisgekrönten Whiskys und Gins auch ein Muss. Die Industrie leidet immer noch unter Personalmangel. Es dauert ewig bis man einen Tisch zugewiesen bekommt, noch länger um eine Bestellung zu platzieren und Follow-up gibt es auch nicht. Verständlich, aber nicht gut. Wir haben selbst in der Branche gearbeitet, bis zur Coronabedingten Schliessung und darüber hinaus. Wir können nachvollziehen, wie man überall gleichzeitig sein will aber doch nur zwei arme und Beine hat. Und so konzentrieren uns auf die positiven Aspekte des Besuchs. Ermutigen, wo Lob gebührt und der Rest wird sich irgendwann geben. Der Heilige Sven weilt unter uns...



Den Rückweg nach Port Denison gehen wir ruhig an. Wir haben viel über die fabelhaften Nationalparks in der Great Southern Region gehört. Unter anderen vom Stirling Range Scenic Drive. Und da er auf der Route liegt, biegen wir kurzentschlossen nördlich von Mt. Barker ab. Es geht durch Felder und Plantagen. Der Gipfelmarker von Toolbrunup ist unser Ziel. Leute, auf der Jagd nach Sandelholz, waren die ersten, die in dieser Region Einzug hielten und den Vorläufer dieses Treks erstellten. Aufgrund der geringen Fruchtbarkeit der Böden, wachsen im Park hier mehr als 1.500 verschiedene Blumen, von denen 87 nur hier zu finden sind. Viele sind in voller blühte. Es ist malerisch. Ein toller exquisiter, kleiner Umweg.


Der Rest des Tages führt uns über Gnowangerup, Katanning und Wagin zur einem kleinen Parkplatz bei Minding. Wir haben ihn auf einer unserer früheren Touren entdeckt. Ein ruhiger Ort inmitten von Weizenfeldern. Kaum Verkehr. Nur offenes Land und weiter Himmel. So wie es uns gefällt. Eine letzte Nacht unter dem endlosen Firmament. Perfekt!



Und das war's, unser kleines 2.200 km langes Abenteuer!


 

Track Notes


Disanzen

Port Denison

nach Bremer Bay, 900 km

nach Albany, 180 km

Ausflug nach Turndirrup NP, 50 km

zurück nach Port Denison (via Stirling Range National Park), 1,120 km


Übernachtungen

Bremer Bay Campingplatz (Lat -34.3919, Lng 119.3905), 900 km

King River Palms Campingplatz (Lat -34.3936 Lng 117.1929), 180 km

Minding Rastplatz (Lat- 33.3349, Lng 117.1212), 250 km


Wissenswertes

Gibt es je eine gute Zeit, um Südküste Westaustraliens zu besuchen? Wer der unerbittlichen Hitze entkommen möchte, sollte diesen Westaustraliens unbedingt in Eräwung ziehen. Während 40 und mehr Grad das Outback sowie die Mittel- und Nordküste dieses Staates quälen, sind Orte wie Esperance, Bremer Bay und Albany temperaturmäßig doch eher angenehm. Wir empfehlen Januar bis März. Ist gleichzeitig die beste Zeit, um Orcas zu sehen.


Links

Bremer Bay Campingplatz (https://bremerbaycaravanpark.com.au)

Orcas Coffee Company (see Faceboo)

Bremer Bay Brewing Co (https://bremerbaybrewingco.com/)

Handasyde Strawberries & Scones (https://handasydestrawberries.com.au)

Great Southern Distilling Co & Limburgers Gin (https://distillery.com.au)

King River Palms Campingplatz (https://kingriverpalmscaravanpark.com.au)

Stirling Range Nationalpark (https://exploreparks.dbca.wa.gov.au/park/stirling-range-national-park)

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