Reisen durch Australien sind nicht komplett mit einem Abenteuer in sein altes, heißes, still schlagendes Herz. Ich brauchte nur 20 Jahre, um hierher zu kommen. Und jetzt sind wir bereit!
East MacDonnell Ranges - Zauber der Einsamkeit
Die zweite Nacht mit einstelligen Temperaturen. Es ist kalt. Die Nase läuft. Kopf- und Gelenkschmerzen. Heutiger Vorsatz: Den Tag mit einem steifen Grog mit Brandy, Zitrone und viel Honig beenden!
Aber erst einmal zurück: Wir beginnen den Tag mit den MacDonnell Ranges oder Tjoritja, wie die 644 km lange Bergkette auf Arrernte genannt wird. Sie läuft wie ein Rückgrat durch Alice Springs und beherbergt spektakuläre Schluchten und fünf der höchsten Gipfel des Northern Territory..
Wer dem Ross Highway gen Osten folgt, gelangt in die "East Macs". Wir bestaunen intime, kleine Schluchten - weniger bekannt als ihre großen Cousins auf der Westseite aber nicht weniger pittoresk. Die Straße ist gut ausgebaut mit vielen Rastbuchten und potenziell schönen Campingstops. Eine der ersten Stationen ist Corroboree Rock. Ein kurzer Weg führt um die Basis. Mitten im Fels ist ein Loch, durch das einen der Himmel zublinzelt. Wunderschön! Was für eine super Intro in die Region!
Etwas weiter, kommt man in die Trephina-Schlucht. Mit blutroten Klippen und tief eingeschnittenem Bachbett. Wenn es bereits in der Trockensaison so traumhaft ist, was für ein Killer muss es erst sein, wenn es denn mal regnet! Ein steiler Wanderweg führt uns hinauf auf die Abbruchkante über der Schlucht. Ein beängstigend-beeindruckender Blick nach dem anderen. Die Ruhe. Die Farben. Über hunderte von Stufen kraxeln wir zurück ins enge Tal und folgen dem Bach zurück. Unter der Steilwänden, geschützt von der Sonne, halten sich ein paar romantische Wasserlöcher. Ansonsten ist der Lauf trocken und sandig. Trephina ist so bereits atemberaubend, aber in der Abend- oder Morgendämmerung muss es fast jenseitig schön sein.
Wir folgen der Landstraße zur Ross River Farm. Das Hauptgebäude, das die Besucher willkommen heißt, besteht aus dem Stahl, den Schwellen und den Gleisen der nahegelegenen, jetzt stillgelegten Ghan-Eisenbahnbrücke. Wenn man bedenkt, wie weit der nächste Baumarkt entfernt ist und wie umständlich es ist, Baumaterialien liefern zu lassen, macht diese Extremform von Recycling Sinn. Und so leben die Teile eines der frühen Wunderwerke der Ingenieurkunst weiter. Sieht ausserdem gut aus, rustikal und echt. Die Bedienung ist freundlich und serviert im Biergarten einen der besten Kaffeemilchshakes aller Zeiten.
Auf dem Weg zur Irlwentye / N'Dhala Gorge wir lassen den Asphalt hinter uns. Die Trasse, die sich entlang, teilweise auch durch das trockene Bett des Ross River schlängelt, ist an sich ist bereits aufregend. Wie gut, dass wir unseren Anhänger in Alice zurück gelassen haben.
Nach einer halben Stunde Rüttelei, erreichen wir die Schlucht. Uralte Petroglyphen / Felszeichnungen machen uns mit der Schmetterlingslegende vertraut, die mit der Gegend verbunden ist: Leiterartige Formen sind in Hülle und Fülle in die Felsbrocken geritzt, steingewordene Spuren erster vorsichtiger Schritte, eines frischgeschlüpften Schmetterlings. Wo er seine neuen Flügeln testet und flattert endet die Leiter in einem Stern, fast schon poetisch. Ich hoffe, man sieht es auf den Fotos.
Zugegebenermaßen gibt es hier viele Schmetterlinge, aber die echten Showstopper sind Hunderte Wellensittichen. Ihre Akrobatik lässt uns auf unserer Wanderung stocken. Wer jemals einen Fischschwarm im Ozean bewundert hat, der findet hier das fliegende Pendant: Scharen von Sittichen verhalten sich genau so. Während sie kontinierlich kreischen. Auf überraschend geordnete Weise steigen sie auf und landen an einem nahe gelegenen Wasserloch. Die erste Reihe der Vögel trinkt, hebt laut schwätzend ab. Die nächste Reihen rückt auf uns das Spiel wiederholt sich. Peter und ich verlieren uns in diesem Spektakel. Ganz langsam rücken wir näher. Vorsichtig und leise. Bis die kreischende Bande entscheidet, dass sie genug hat. Von uns? Oder dem Wasser? Wer weiß. Egal, es ist großartig.
Das mächtige MacDonnell Gebirge, ist von einer ganzen Reihe enger Täler durchschnitten. Einfach so. Erinnerungen an eine längst vergangene feuchtere Zeit? Die meißten dienen als Wasserquellen und damit als Rückzugsgebiete für Mensch und Tier. Jessie und Emily Garde sind zwei dieser Schluchten, die wir uns auf dem Rückweg anschauen. Und in ihnen Darstellungen der Anthwerrke Dreaming, der Raupelegende. Die Klippen sind mit parallelen Linien geschmückt, Darstellungen der Prozessionsspinner, Kopf an Hintern, während sie sich über das Land bewegen. Glühend in der untergehenden Sonne.
Am Abend treffen wir uns mit einer Ex-Kollegen und jetzt Freundin in der Alice Brewing Co Brauerei. Ist weniger als zehn Minuten zu Fuss. Großartig! Die Pizza und das hausgemachte Bier auch. Gehört unbedingt auf die Liste der Sehenswürdigkeiten. Die Brauerei. Nicht unsere chinesische Freundin. Oder vielleicht auch die.
West MacDonnell Ranges - Mit dem Perenty auf Jagd
Der gestrige Alkohol-Drogenmix hat funktioniert. Fühle mich wesentlich besser!
Heute geht’s nach Westen. Bei Simpson's Gap geniessen wir eine kostenlose Tour, mit freundlicher Genehmigung von NT Parks & Wildlife Services! Informativ und sehr lustig. Unser indigener Ranger erzählt uns von Buschnahrung und von Old Man Roo, der uns ein paar wichtige Prinzipien lehrt. Wo er, der Kängurumann, schnüffelt und in einem scheinbar trockenen Bachbett kratzt, ist Wasser im Boden, gar nicht weit unter der Oberfläche. Unnötig zu erwähnen, dass dieses Känguru respektiert und nicht gejagt wird - zumindest nicht heute.
Dann stellt er uns das Hautsystem seines Volkes vor. Es gibt acht "Hautfarben", die das soziale Leben seines Stammes regeln, z.B. wer wen heiraten und wer mit wem sprechen darf. Grinsend erklärt es, dass ihm eine legitime Ausrede dafür gibt, nicht mit seiner Schwiegermutter sprechen zu müssen. Der Kontakt zu ihr ist, gemäß den Regeln seines Volkes, streng tabu. Seiner Theorie nach entwickelte sich das System, als das Land vor etwa 27.000 Jahren langsam austrocknete. Regionale Stämme wurden kleiner, und die Gebiete von denen sie ihre Nahrung bezogen größer. Kontakte zu Nachbarstämmen gab es selten. Größere, stammübergreifende Treffen waren nur möglich, wenn es Regen gab, was die Nahrungssituation verbesserte. Treffen wurden stark ritualisiert um den wichtigen Austausch von Nachrichten, Waren, Kultur, Bräuten zu erleichtern und Konfliktpotenzial zu reduzieren. Bei kleinen, isolierten Populationen ist es entscheidend, Gene in die richtige Richtung fließen zu lassen. Kampf der Inzucht. Die Bewohner von Island nutzen dazu heute eine App. Das Hautsystem ist ein uraltes, ausgeklügeltes Glaubenssystem, das seit Jahrtausenden zum gleichen Ergebnis kommt. Auch ohne Mobiltelefone.
Die Simpson's Schlucht ist dramatisch wie schön. Felswallabys kraxeln in den Steilwänden, hoch über den stillen Wassern, sehnsüchtig von Falken beäugt. Der Billabong lädt an heißen Tagen zum Baden ein.
Angkerle Atwatye, der "Ort, an dem sich Wasser dazwischen bewegt”, allgemein als Standley's Klamm bekannt. Was für ein großartiger, spiritueller Ort. Wir fahren auf einem gewundenen Pfad in das enger werdende Tal. Es endet an einem kleinen Parkplatz mit Cafe und Souvenirshop, eingefasst in dichter Vegetation, und hohen Bäumen, fast schon wie in einem Urwald. Ein schmaler Pfad windet sich weiter ins Tal hinauf, unter überhängenden Felsen und steinzeitliche Palmen. Ein gurgelnder Bach begleitet uns. Und hunderte Schmetterlinge. Die Felswände rücken dichter zusammen und greifen in die Wolken. Wir lassen den Bach hinter uns und erreichen die Kluft, einen dramatischen Spalt im Fels. Die Wände des Tals sind lotrecht und so dicht, man kann beide Seiten gleichzeitig, mühelos berühren. Lebender Fels. Ich versuche, alleine in die Klamm einzutreten. Kein Lärm, nur eine leichte Brise. Hoch oben wiegen sich Sträucher sanft. Tote Bäume strecken skelettartig Finger in den Himmel. Ein Sonnenstrahl findet seinen weg durch die Wolken und die Klippen leuchten dramatisch auf . Es zieht einen geradezu in die Klamm. Einen schmalen Durchgang. Durch den Felsen. Wie ein Geburtskanal. Licht auf der anderen Seite. Eine letzte Hürde. Und der Pfad endet. Wow!
Wir wundern uns über das Eintrittsgeld. Andererseits, zieht Standley’s so viele Besucher an, daß es Sinn macht, jemanden mit der Instandhaltung und leider auch der Müllentsorgung zu beauftragen. Das Geld kanalisiert den nicht endenden Strom an Touristen, und gibt den Einheimischen brauchbare Jobs.
Ellery Creek / Big Hole ist die nächste Schlucht und ein beliebter Badeplatz. Fast schon wie ein Freibad. Es fehlen nur Umkleidekabinen, und vielleicht ein Imbissstand. Der kreisrunde Pool schmiegt sich hübsch in die Felsen. Dahinter öffnet sich ein kleines Tal. Es ist schattig. Sehr kalt. Wenige steigen mutig ins Wasser. Und noch schneller wieder heraus. Ich höre, dass die ganz Verwegenen diese Nahe-dem-Tod-Erfahrung schätzen. Wenn die Kälte in den Körper eindringt. Und das Herz plötzlich stehen bleibt. Normalerweise gehöre ich auch dazu. Aber heute nicht unbedingt...
Serpentine Gorge, die letzte Schlucht für den Tag, hat eher mystische Qualitäten. Wieder blockiert kaltes Wasser den Eingang zu einem verzauberten Tal. Zebrafinken und Wellensittiche, sind hier zu Hause. Hektisch fliegen sie an der Rand des Pools, benetzen den Schnabel und flüchten schnell wieder in Sicherheit. Ein starker Kontrast zu den gemessenen Bewegungen der wenigen Besucher. Die meisten sitzen ruhig und atmen die Stille des Orte ein. Es ist friedlich. Die Reflexionen und Farben der Felsen im ungebrochen Spiegel des Wasser unglaublich friedvoll.
Die Wüste leistet Widerstand - Von Frostbeulen & Co
Nach fünf Stunden Sightseeing sind meine Batterien leer. Ich fliesse über mit den Bildern und Eindrücken der letzten zwei Tage. Gleichzeitig gehen mir die Worte aus. Gibt es ein Zuviel des Guten? Ich bin erschöpft. Meine Weggefährten sind damit einverstanden, ins Camp zurückzukehren: heiße Duschen, Lagerfeuer und eine letztes hausgemachtes Dinner in Alice Springs.
Ich habe eine unangenehme Nacht, voller Albträume, komme einfach nicht zur Ruhe. Gegen Morgen schlafe ich ein. Die ersten Sonnenstrahlen täuschen nicht darüber hinweg, dass es eine weitere saukalte Nacht war. Nach der erste Tasse Kaffee, entlasse ich Olli in die Natur. Er ist aufgeregt und springt herum wie ein Frühlingshuhn (auf englisch sagt man "Spring Chicken". Es zeichnet ein Bild von Freude und grenzenloser Energie. Leider prickelt die Übersetzung nicht ganz so). An Morgen wie diesen merkt man ihm seine fast zehn Jahre nicht an.
In Australien nennt man Zwei Grad "Fucking Freezing”! Und so zeltet es sich bei nahe Null:
Zum Schlafen empfehlen wir Kapuzenpullover, Mützen, Schals und mindestens zwei Paar Socken. Dazu Thermounterhemden, lange Ellies und Trainingshosen. Man nehme das Plural wörtlich! Wer nach der Einkleidung wie der Michelin-Mann ausschaut macht es richtig.
Im Bett schläft man Löffelchen mit dem Partner. Das Teilen von Körperwärme ist ein Muss, unabhängig davon, ob der Nachbar schnarcht oder einem dabei der Arm einschläft. Das Überleben hängt vom Ausklammern der kleineren Übel ab.
Um ernstere Frostschäden zu vermeiden, bedeckt man Mund und Nase mit der Corona-Maske, der Decke oder dem Schlafsack. Man stähle sich gegen Fürze, die unten im Schlafsack lauern. Bewegungen sind auf ein Minimum zu reduzieren, um die Wanderung von Giftgasen gen Nase zu vermindern. Hülsenfrucht-basierte Diäten sind in Phasen des Wintercamping unbedingt zu vermeiden.
Zu Paul's Horror gibt es morgens zum Kaffee heisses Porridge (Haferschleim). Am besten mit einem oder zwei Zentimeter Honig. Wenn es kalt wird, wird letzterer zu einer Paste, die sich gut schneiden lässt. Auf keinen Fall die Schere zu Hause vergessen.
Man duscht voll bekleidet - oder denkt ernsthaft darüber nach. Die heisse Dusche ist nicht das Problem. Aber aus der Kabine kommen, sich abtrocknen und dann auch noch anziehen ohne dabei zu erfrieren, ist eine wahre Herausforderung.
Es ist unmöglich, SMS's zu schreiben oder Fotos zu machen, wenn die Finger gefroren sind. Kräftig reiben hilft wenig. Stattdessen die Hände langsam im Kühlschrank entfrosten!
In der Kälte Zusammenpacken ist auch immer ein wenig langsamer. Die Plane unseres Anhängers lässt sich nicht davon überzeugen gefügig zu sein. Und so kommen wir erst gegen 9 Uhr morgens wegkommen.
King River Homestead via Ernest Giles Road - Immer der Nase nach
Wer Alice Springs mit Ayers Rock gleich setzt, dem müssen gleich mehrerer Zähne gezogen werden. Schön langsam und mit einer rostigen Zange:
Beide sind durch Wüste und 450 km Landstrasse voreinander entfernt.
Mit jeder Menge interessanter Sehenswürdigkeiten dazwischen.
Kings Canyon ist eine davon. Und da geht es jetzt hin
Wir folgen dem Stuart Highway Richtung Süden und biegen in die Ernest Giles Road ein: 100 Kilometer der reichsten roten, mystischen, staubigen Straßen. Hinter den Hügeln der Bacon Range (Speck Gebirge) besuchen wir die Henbury Krater. Als ein Meteor vor 4.700 Jahren auf die Erde stürzte, hinterließ er zwölf Krater. Der größte Meteor wog mehrere Tonnen und hielt mit 40.000 km pro Stunde auf die Atmosphere zu, bevor er kurz vorm Aufprall auseinander brach. Jeder Einschlag hat seinen eigenen Charakter. Einige klein, kaum wahrnehmbar. Der größte mißt 180 Meter im Durchmesser und ist etwa 15 m tief, geschaffen durch etwas von der Größe eines Kleinwagens. Es muss aus weiter Ferne wahrnehmbar gewesen sein. Ich würde gerne die Dreamtime-Aufzeichnungen über dieses Ereignis hören.
Je weiter wir nach Westen fahren, desto größer werden die Schwärme an Wellensittichen. Hundert oder mehr sind nicht mehr selten. Sie “schwimmen” mit außergewöhnlicher Koordination durch die Lüfte. Wechseln Farben mit jeder Wende: gelb, grün, schwarz (Schatten). Sie fühlen sich von dem Highway angezogen. Und leider auch von unserem Auto. Ich zeichne mich für zwei oder drei Todesfälle verantwortlich (Peter fuhr hinter uns uns meint es wären deutlich mehr gewesen). Hätte ich gewußt, was auf uns zukommt, wäre ich deutlich langsamer gefahren, aber diese Bastarde spielen einfach Kamikaze. Erscheinen aus dem Nichts. Schön und tödlich.Das Trauma der Outbacks.
Kings Creek Homestead ist eine 1800 Quadratkilometer große Farm, spezialisiert auf Rinder, Kamele und Touristen. Sie wurde 1981 von den Conways gegründet und wechselte 2019 den Besitzer. Der neue Eigentümer verbrachte einen vollen Tag damit, um vom einen Ende der Farm zur anderen zu gelangen. Nur 38 Kilometer von Watarrka oder Kings Canyon entfernt, ist es eine großartige, hundefreundliche Alternative zum Resort im eigentlichen Nationalpark. Kings Creek hat einen geräumigen Campingplatz und bietet neben Quadbike- und Helikopter Touren auch leckere Kamelburger an! Sehr empfehlenswert.
Olli ist der Star des Parks. " Mensch, bist Du hübsch!" sagen unsere Mitreisenden. "Danke", antworte ich. Und dann schauen sie mich komisch an und murmeln verlegen: “Achja, Du natürlich auch.” Autsch!
Cock in a Frock, on a Rock - Watarrka / Kings Canyon Nationalpark
Endlich! Hund ist zufrieden im Schatten unseres Autos.
Während wir die westlichen Klippen hinauf kraxeln, frage ich mich was ich hier tue. Vielleicht hätte ich mich mit Olli unters Fahrzeug legen sollen. Mit hunderten anderer Besuchern klettern wir wer-weiß-wieviele Stufen hinauf. Es gibt ein paar kleinere "Landungen", bei denen man so tun kann, als würde man Fotos machen. Während man sich gegen den Wind stemmt und trotz einem Unmaß an Luft, mühsam nach derselbigen schnappt. Natürlich würde man das vor älteren, rüstigeren Mitwanderern nie zugeben. Aber es fällt mir zunehmend schwerer die unbekümmerte, fitte Fassade aufrecht zu erhalten. Aber irgendwie erreichen wir doch, roten Kopfes, den oberen Bereich des Canyons. Zugegeben, die Landschaft ist atemberaubend - (in mehr als einem Sinne.
Der Gipfel ist nicht, was ich erwartet habe. Das Hochplateau ist eine flache Schlucht, gebildet von Stapeln von Pfannkuchen. Oder Bienenstöcken. Wissenschaftlich gesehen sind sie Überreste eines alten Meeresbodens und von Sanddünen. Bevor sie zu einer Bergkette gehoben wurden, die die Himalaya hätte klein aussehen lassen. Natürlich ist das eine Zeit her und die 8.000 Meter hohen Gipfel gibt es lange schon nicht mehr. Immenser Druck erzeugte Risse. Regenwasser erodierte schließlich Täler und legten die horizontalen Schichten frei. Die Täler bilden heute ein eigenartiges Labyrinth von Gängen, Plätzen und Amphitheatern, bevor sie in den spektakulären Abgrund des Kings Canyon abstürzen. Besoffen will man hier nicht herum torkeln.
Ich kann mir das Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Es ist zugegebenermaßen mühsam, hierauf zu steigen und man fragt sich, ob die alten Felsen uns nicht auf das Hochplateau lassen wollen. Aber schließlich treten sie zurück und willkommen uns in ihrer fremdartigen Landschaft, hunderte von Metern über dem umliegenden Land.
Wie eine Schlage windet sich der Weg durch die Formationen. Pfeile markieren den Weg, aber wir folgen unserem eigenen Kompass. Unglaublich, dass das einst alles Sand und Dünen waren. Es gibt Wellen, typisch für einen Strand, zu Felsplatten versteinert. Erstaunt über die verschiedenen Strukturen, Muster und Farben. Wenn man sich der Abbruchkante nähert, wird es dramatisch. Die Präzision des schieren Drop-offs ist beeindruckend. Als ob es per Laser in den Fels geschnitten wäre. Die unteren Teile sind verwittert mit einem komplizierten Muster flacher Höhlen. Und viel weiter unten der Boden der Schlucht, dicht bewaldet, sogar mit schattigen Pools wie im treffend benannten Garten Eden.
Wir folgen dem Weg zu Priscilla's Lookout. Ich glaube nicht wirklich, dass dieser Überhang so heißt, aber es ist definitiv der Ort, an dem Guy Pearce, Hugo Weaving und Terence Stamp in der letzten Szene des epischen Roadmovies "Priscilla, Queen of the Desert”, 1994 als "Cock in a Frock on a Rock" auftauchten. Wie sie in ihren unglaublichen Kostümen hierher gelangt sind, und immer noch frisch aussahen, ohne Make-up- oder andere Fehlfunktion, ist mir unverständlich. Ich vermute ein Hubschrauber war im Spiel, einschließlich Kamerateam, Makeup-Artist und Caterer.
Es gibt zahlreiche Landeplätze, verstreut am Wanderweg. Jedes ist mit Notruftelefon, Defibrillator und Erste-Hilfe-Kasten ausgestattet. Letzterer ist so gross, dass er, sollte Hilfe zu spät kommen auch als Sarg dienen kann. Umpf, was für ein Gedanke!
Manche Felsbrocken sehen aus, als würden sie jeden Moment nachgeben und in den Abgrund stürzen. Von massiven Rissen durchzogen. Der Boden ist nicht so solide, wie man denkt. Näher zum Abgrund werden die Risse breiter und tiefer. Man ahnt den Abyss. Einer Berggams gleich hüpft Peter selbstbewusst von Fels zu Fels und schaut in den tief unten schimmernden Pool. Ich bewege mich wombatartig vorsichtig auf meinem Hintern und allen Vieren an den Rand der Schlucht, einen schnellen Blick auf die Welt unten erhaschend.
Halb durch die Wanderung gelangen wir an eine dramatische Querung mit steilen Stufen, Brücken und sensationellen Ausblicken. Von hier kann man in den Garten Eden abtauchen (den Pool, dessen Blicke wir gerade von oben erhascht haben). Selbst ziemlich ausser Atem, greifen wir eher zum Thermoskaffe, und geniessen die krebsroten Gesichter unsere Mitwanderer in der Mittagsonne.
Der Rückweg führt uns den südlichen Rand des Canyon entlang mit weiteren spektakulären Ausblicken, überraschenden Tälern und Schluchten. Was für ein wunderbares Erlebnis! Die vier Kilometer dauern etwas mehr als drei Stunden, inklusive Strecken auf allen Vieren, steilen Anstiegen, Pfannkuchenformationen, herrlichen Aussichten, überraschenden Treppen und Brücken, netten Kaffeestopps - vorausgesetzt man bringt seinen eigenen mit - und ohne Angina Attacken - zum Glück! Es ist in der Tat, einer der ikonischen Parks Australiens. Wow!!!
Track Notes
Von Roadhouse zu Roadhouse
Alice Springs 0 km - 146.9 c/L
nach Kings Creek Station 310 km - 194.9 c/L
Von Übernachtung zu Übernachtung
Heritage Caravan Park, Alice Springs (Lat -23.7365 / Lng 133.8701)
nach Kings Creek Station (Lat -24.4042 / Lng 141.8189) 290 km
Links zu Orten, die wir besucht haben
Heritage Caravan Park (https://heritagecaravanpark.com.au), Alice Springs (https://northernterritory.com/alice-springs-and-surrounds/destinations/alice-springs), Finke River Desert Race (https://finkedesertrace.com.au), MacDonnell Rages including Jessies Gap, Trephina Gorge, Ross River Homestead, N’Dhala Gorge, Emily Gap, Alice Brewing Co, Simpsons Gap, Angkerle Atwatye / Standley Chasm, Ellery Creek, and Serpentine Gorge (http://www.macdonnellranges.com), Henbury Craters (https://northernterritory.com/alice-springs-and-surrounds/see-and-do/henbury-meteorites-conservation-reserve), Ernest Giles Road (https://www.dangerousroads.org/australia-and-oceania/australia/7466-ernest-giles-road.html), Kings Creek Station (https://kingscreekstation.com.au), Watarrka / Kings Canyon (https://northernterritory.com/uluru-and-surrounds/destinations/watarrka-national-park), Tourism NT (https://northernterritory.com)
Passende Lektüre und Musik
"Pricilla - Queen of the Desert", der Australische Road-Movie von 1994 - oder genau genommen, die letzten 15 Minuten in denen die drei HeldInnen (= Cocks) ihre fabelhaften Kostüme (= Frocks) im Kings Canyon (= Rocks) zur Schau stellen!
Musik der 70er Jahre, als Hommage and die Kreativität und Aufmüpfigkeit der Zeit, die sich so wunderbar in dem Film widerspiegelt mit Klassikern wie "I've Never Been to Me" von Charlene, "I Will Survive" von Gloria Gaynor, "Finally" von CeCe Peniston, und ABBA's "Mamma Mia".
Beachtenswertes
Obige Übernachtungen sind alle für vierbeinige Familienmitglieder geeignet. Kommerzielle Zeltplätze reagieren allergisch, wenn man seinen Hund tagsüber oder abends allein im Lager zurück lässt.
Im Outback wird Gift verteilt um die Anzahl an Wildhunden zu kontrollieren. Köder mit dem Gift 1070 sind tödlich. Bei unreguliertem Camping oder Wanderungen im Busch ist es empfohlen, Hunde mit Maulkörben zu schützen.
Das rote Zentrum besucht man am im Australischen Winter. Das Quecksilber erreicht tagsüber angenehme 22 Grad. Sobald die Sonne untergeht muss man sich auf Frost einstellen. Bei Besuchen in Frühling und Herbst muss man früh aufstehen, Wanderwege werden bei Temperaturen über 30 Grade geschlossen.
Eintrittsgebühren fallen in Parks und Reservaten im Northern Territory nicht an. Uluru-KataTjuta ist eine der wenigen Ausnahmen. Gebühren werden an der Ostkasse erhoben.
Haustiere sind in Nationalparks nicht erlaubt. In manchen Parks darf den Hund im Parkplatz im Schatten des Autos anbinden während man wandern geht. Genügend Wasser zum Saufen bereit stellen!
In vielen Nationalparks Zentral Australiens gibt es freie Führungen, die sehr informativ sind. Zu Informationen bezüglich Orten, Tagen und Zeiten googelt man "Territory Parks Alive".
Kleine Helfer
Hema Australian Road & 4WD Atlas
WikiCamps
FuelMap Australia
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