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Hallo, Northern Territory! Von Kununurra zum Litchfield Nationalpark (Mai 2021)

Writer's picture: Sven ReicheltSven Reichelt

Updated: Mar 10, 2022

Kununurra und die Ost-Kimberley Region sind schon irre. Aber mit nur 30 Minuten Fahrt bis zur Grenze, da juckt es mich jetzt schon: Das ungezähmte, wilde Territorium ist gleich ums Eck. Auf geht’s!


WA-NT Grenzübergang

26 Mittwoch - Ohnmächtig durch den Judburra National Park

Aufräumen, packen und letzte Einkäufe tätigen. Nach zehn Tagen auf der Strasse haben wir das jetzt ganz locker im Griff. Wir verlassen Kununurra gegen 8.30 Uhr Richtung Northern Territory. Nervosität macht sich bemerkbar. Monatelang hat die Regierung Westaustraliens die internen Grenzen auf und wieder zu gemacht. Wie ein Kleinkind, dass entdeckt, dass man sein Umfeld mit Türknallen nerven kann. Was man darf, was nicht, und unter welchen Bedingungen man letztlich die Grenze überschreiten kann, darüber haben wir schon lange den Überblick verloren. Letztendlich haben wir unsere Reisepläne bei den Behörden online offengelegt und hoffen, dass das als Ausreiseantrag reicht.

Und dann fahren wir auf die Grenze zu. Keine Patrouillen. Keine Kontrollen. Nicht mal anhalten müssen wir. Australien ist ein merkwürdiges Land. Ja, und dann ist der größte Stress, dass wir die Uhr um 90 Minuten vorstellen müssen. Man stelle sich vor, mann kommt zu spät zum Fünf-Uhr-Tee!!!

Irgendwie ist in NT alles netter. Straßen und Brücken sind deutlich besser. Schöne Stopps alle 50 km oder so. Alles ist gepflegt und aufgeräumt. Da jauchzt der Deutsche. Sogar die Termitenhügel sind auf ihre äußere Erscheinung bedacht. Sie wechseln von Fat Sloppy Lady zu Skinny Dude 😄. Wir erfahren später, dass es keine Frage mangelnder Bewegung oder Ausbildung ist (studieren Termiten Bauingenieurwesen?), sondern eine Frage der Gattung.


Es ist später Nachmittag und ich muss mir die Beine vertreten. Der Nawilbinbin-Treck im 13,000 Quadratkilometer großen Judbarra / Gregory-Nationalpark macht's möglich. Wir steigen das Tal hinauf und in die Klippen für atemberaubende Ausblicke. Der Pfad ist gut gebahnt. Infotafel führen uns in die Geschichten des Parks und seiner Ureinwohner ein. Olli interessiert sich mehr für die Pinkelstops. Er ist nicht sehr kultiviert. Unter den Überhängen der Klippen finden wir exzellent erhaltene Felszeichnungen. Es ist verlockend die ockerfarbenen Linien mit Fingern nachzufahren, das Echo alter Künstler. Aber das wäre als würde man die Mona Lisa küssen. Es soll ja Touristen geben die das tun. Der Mann auf diesem Foto ist übrigens ein Frosch, ein Geistwesen der Schöpfungsgeschichte. Sieht menschlich aus? Indigene Vorfahren sind oft Gestaltwandler, was dann die Ähnlichkeit erklärt.


Zurück am Joe Creek Rastplatz seufze ich erleichtert auf. Es ist wiedermal heiß. Kopfschmerzen und Übelkeit. Und das, trotz viel Wasser und Sonnenschutz. Ich frage mich, wie meine beiden Jungs das machen. Glücklicherweise ist unsere Übernachtung, das Victoria Bridge Roadhouse in der Nähe mit kühlem Rasen, schattigen Bäumen, kalter Dusche, Eiscreme und Paracetamol!

Bis zum Sonnenuntergang schaffe ich es noch, das Reisetagebuch zu aktualisieren, und eine kurze Wanderung zur malerischen Brücke mit den obligatorischen romantischen Fotos zu machen. Und dann früh ins Bett.


27 Donnerstag - Begegnungen mit dem Stamm der Laubenvögel

Morgenspaziergang am Victoria Fluß. Olli inspiziert ausrangierte Landmaschinen. Rost hat die Oberflächen verzaubert. Anbei ein paar Fotos - Anspielungen auf einige der besten Malwerke, die wir auf dieser Reise sehen.


Wir erforschen wir den nahe gelegenen Escarpment Walk. Der Wanderweg schlängelt sich vom Flussufer die Steilwand hinauf. Die Landschaft ist atemberaubend mit spektakulären Ausblicken auf das weite, üppige Tal und den Fluss. Und der Duft! Aus Schluchten steigen tausende von Noten. Einfach nur sitzen und riechen. Orgasmus für die Nase. Was für ein unglaubliches Fleckchen Erde. Da fragt man sich, warum hier so wenige Menschen leben.

Die Wanderung machen wir ohne Hund. Ist mit der Trittsicherheit nicht mehr so weit her. Bin in den letzten Jahrzehnten zu oft umgeknickt. Und kann ich heute einen erstaunlichen Partytrick kultivieren: Meine Schlabberbänder erlauben es mir den Fuß im Gelenk vor zu schieben. Sieht heiß aus, macht aber das Laufen prekär. Besonders bergab. Die Kontrollzellen im Hirn laufen auf Hochtouren. Mehr noch als die Muckies. Nichts ist unangenehmer als wenn die Beine den Berg schneller runter wollen als die Füße oder der Hintern. Ein Hund, der dann an der Leine aufgeregt Eidechsen hinterherrennen muss, ist ein Rezept für Desaster.

Während ich also den Berg hinunter eiere, tausche mich mit einem jungen Paar aus Melbourne aus. Sie fürchten die Vorstellung, nach Victoria und in den sicheren Lockdown zurück zu kehren. In ländlichen Gegenden Australiens gibt es bislang wenig Probleme mit Covid. Wenn, dann flackert es in den Ballungszentren auf. Erstaunlich also, wie wenig Leute die Gelegenheit nutzen auszubrechen. Einige der spektakulärsten Regionen Australiens schreien geradezu nach Arbeitswilligen. Seit der Nachschub an Backpackern ausgetrocknet ist, herrscht akuter Kräftemangel. Jobs sind gut bezahlt. Unterkunft und Verpflegung inklusive! Ich habe Links zu einigen Outback Jobbörsen angehängt.


Zurück am Rasthaus stellen wir fest, dass die Duschen abgestellt sind. Wandern, ein kurzes Frühstück und Packen hat zu lange gedauert. Verflixt! Aber es ist nur ein kurzer Trip bis nach Katherine und zum nächsten Campingplatz. Ich hoffe, wir müffeln nicht zu sehr.

Zwei Stunden später sind wir in Katherine. Es stellt sich heraus, dass der Boab Caravan Park auch nicht das ist, was der heftige Eintrittspreis verspricht. Er ist gegenüber der Trabrennbahn. Freie Party und Gröhlerei. Vorzugsweise nachts. Ich hab bereits so eine Vorahnung als ich Olli auf seine Tour-De-Pie begleitete. Die Nachbarschaft ist vergleichbar mit den weniger wünschenswerten Straßen Newman’s. Heruntergekommene Hütten. Vermüllte Vorgärten. Es riecht verdächtig nach unterem Sozialmillieu. Vielleicht tue ich den Leuten unrecht. Es ist durchaus möglich, dass hier alle von Stamm der Laubenvögel (=Bowerbird) sind. Wir haben einen im Park. Das Männchen formt ein größeres Büschel Grass kunstvoll zu einem Laubengang. Der Boden und die nahe Umgebung wird mit glitzernden Objekten verziert. Früher waren das weisse Steinchen, heute, ganz modern, Glasscherben, Dosenverschlüsse und weise Plastikdeckel. Und davon ‘ne Menge. Die Zurschaustellung von Reichtum und Kunstverständnis beeindruckt die Ladies. Nach der Paarung ziehen sie in ein bescheidenes Condo mit Parkblick, während der Ex in seinem Vorgarten weiter balzt. So gesehen könnte die vermüllte Nachbarschaft eine subtile Botschaft an die hiesige Damenwelt sein. Oh, L’Amour!


28 Freitag - Katherine’s Schmeißfliegen

Wir freuen uns auf die Sonnenaufgangstour durch den Nitmiluk Nationalpark. Es ist Dunkel. Nächtliche Kühle. Flughunde kreischen. Klamme Hände umklammern Becher heissen Kaffees. Eine leichte Brise wiegt unser Boot. Ich hätte eine Jacke mitnehmen sollen.

Der Nationalpark ist die Südwest Grenze des Arnhem Land Plateaus. Tropische Sintfluten haben spektakuläre Canyons in die Hochebene geschnitten. Super zum Schwimmen und Paddeln. Vorsicht vor Krokodilen. Trotz der Entfernung zum Meer. Felsbarrieren halten die Menschenfresser davon ab stromaufwärts zu schwimmen. Platzregen fluten die Barrieren.

Und dann schwimmen Salties hungrig stromauf, auf der Suche nach naiven Touristen. Sobald die Wasser wieder sinken, lokalisieren Parkhüter potenzielle Unruhestifter und siedeln sie um. Ein sorgfältig orchestriertes Programm öffnet Badestellen Schritt für Schritt mit Rentnern und unbedachtem Jungvolk als Testobjekte. Überleben sie, darf sich auch der Rest der Bevölkerung abkühlen.

Die Bootsfahrt ist spektakulär. Und dann wandern wir über eine der Felsbarrieren bevor wir die zweite Schlucht hinauf segeln. Leise und friedlich. Erste Sonnenstrahlen lassen die Kanten der Steilwände aufleuchten und liebkosen uns mit ihrem golden Charme. Es ist unmöglich den Finger vom Abzug zu nehmen…

Es war ein Geniestreich, die allererste Tour zu buchen: Zurück zur Anlegestelle und der Kai ist mit Touristen bepackt, die sich auf die verbleibenden Boote quetschen. Das kommt davon, wenn man ausschlafen muss! Laut sage ich das nicht, aber der Gedanke kommt einem doch :)Die Touristen Information in Katherine beeindruckt. Ein junger Angestellter nimmt uns bei der Hand. Er kann uns nicht viel über Highlights Richtung Süden berichten, aber erzählt uns begeistert über die hundefreundlichen Optionen im Litchfield Nationalpark. Weiter im Norden. Falsche Richtung. Da wollen wir nicht hin. Oder vielleicht doch? Je länger wir darüber nachdenken, desto angenehmer ist der Gedanke. Freunde, die wir in Alice Springs treffen wollen, werden an der Grenze mit Quarantänemaßnahmen aufgehalten. Das heisst, wir können uns Zeit lassen. Und einen kleinen (400 km) Umweg machen. Warum eigentlich nicht! Super Verkäufer, dieser Jungspund. Den sollten wir vormerken für künftige Customer-Service-Jobs.


Die berühmte Black Russian Caravan Bar ist eine angenehme kulinarische Überraschung, gleich neben dem Tourismusbüro. Der “Caravan” bezieht sich auf das “Gebäude” von dem das Café aus operiert. Wie Schmeißfliegen, ziehen wir zu einem späten Frühstück ein. Gar nicht schlecht. Und die Kundschaft auch nicht. Super Mischung aus jung und alt, Touristen und Hiesigen. Kaffee in Hand und Leine schlendern wir den Stuart Highway entlang, die Einkaufsmeile von Katherine. Paul bemerkt, dass es hier mehr Spirituosenläden gibt als Supermärkte. Und das (oder vielleicht gerade?) trotz verschärfter Gesetze bezüglich Alkoholverkauf. Wer Hochprozentiges zu überteuerten Preien will muss den Ausweis vorzeigen . Und dem Polizisten am Eingang erklären wo, wann und mit wen man zu trinken gedenkt. Schafft diese Massnahme es, den Alkoholgenuss und die bedenklichen Nebenwirkungen einzudämmen? Ich hab da meine Zweifel: Katherine’s Strassen sind das Zentrum lauter, müffelnder und unverschämter, deutlich angetrunkener, humanoider Lebensformen. Spazierengehen wird zum Spießrutenlauf. Wer nicht aufpaßt wird angerempelt. Wir flüchten in nahegelegene Läden. Mimi’s Aboriginal Arts & Crafts ist erwähnenswert. Es bietet eine fantastische Auswahl an aboriginaler Kunst, Gemälden, Drucken und Büchern. Das Buch “Sandtalk” von Tyson Yunkaporta stiehlt sich irgendwie in meine Tasche. Yunkaporta ist ein Doktor und Forscher an der Deacon Uni in Melbourne. Als Apalech Mann macht es sich Gedanken darüber, wie indigenes Denken die Welt retten könnte. Kein leichter Stoff, aber faszinierend. So sehr, dass ich das Buch bereits ein zweites Mal lese, während ich diesen Reisebericht schreibe. Mehr darüber vielleicht in einem weiteren, speziellen Blog.

Wieder im Camp werden wir uns (besser: ich) in den heissen Quellen entspannen. Sie sind gerade mal um die Ecke. Krokodile habe ich keine gesehen, und auch keine Warnschilder, also nehme ich an, dass die Quellen regelmäßig auf Salties getestet werden. Sie fressen ohnehin nur Touristen. Ich bin nach 20 Jahren Downunder kein Touri mehr, … Diebstahl scheint in diesen Stadtteil eher ein Problem zu sein. So lassen wir alles im Camper und gleiten, nur in Badeklamotten, in die lauen Wasser. Aah, was für ein Genuss! Trotz schrumpeliger Haut lassen wie Jahrzehnte in dem Jungbrunnen zurück…



Am Nachmittag treffen wir Manuel und Mardee bei Top Didj, einem einmaligen Kulturerlebnis. Manuel ist ein inspirierender Sprecher, Geschichtenerzähler, Sänger und Künstler. Er hat den Alkohol vor zwölf Jahren aufgegeben und führt heute Besucher einfühlsam in seine Kultur ein. Er nimmt uns mit auf eine Reise in seine Kindheit. Wir lernen im Aborigines-Stil zu malen. Und er zeigt uns dann, wie man Feuer macht und Kängurus mit Speer und Schleuder erlegt.

Manuel hat Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann. Die Stimme ist freundlich und warm und seine braunen Augen schauen einem direkt in die Seele. Und dann kichert er wie ein junges Mädchen. Die Kinder in unserer kleinen Gruppe hängen an seinen Lippen. Ich gebe zu, auch ich kann mich seinem Charme nicht entziehen. Er fragt jeden was er zum Frühstück hatte. Er selber liebt Weetbix und wenn er sich rebellisch fühlt, dann isst davon drei. Als er jung war, startete die Vorbereitung der ersten Malzeit bereits am Vortag. Wer das nicht auf die Reihe kriegte, bekam am nächsten Morgen nur Wasser.

Manuel führt uns in’s Geheimnis der Feuerstöcke ein. Man braucht davon zwei, sorgfältig ausgesucht und vorbereitet. Nicht nur, um damit Feuer zu machen, spezielle Feuerstöcke dienen auch als Memory Sticks, als Tagebuch. Zu wichtigen Treffen und Ereignissen genutzt, werden einzelne Kerben zu Trägern von Erinnerungen. Wie ein Fotoalbum. Mit Brandnarben statt Fotos. Unauslöschlich eingeritzt.

In unserer Gruppe sind keine geborenen Jäger. Ich fürchte mich davor meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Gays sind nicht unbedingt dafür berühmt sich bei Sport mit Ruhm zu bekleckern. Erstaunlicherweise, bin ich einigermassen zielsicher. Mein Känguruhs sieht zumindest mit gehöriger Gehirnerschütterung von dannen. Und dann zeigt Manuel, wie man es richtig macht. Unser warmherziger Geschichtenerzähler mutiert zum furchterregenden Jäger. Gebückt schleicht er von Strauch zu Strauch, macht merkwürdige Geräusche, wird Teil seiner Beute. Das Känguruh nimmt den Mörder erst war, als es zu Boden geworfen wird. Phänomenal. Was für ein Tag!


29 Mai, Samstag - Leliyn Fall, wo Wilden Kerle hausen

Die Edith oder Leliyn Wasserfälle, 65 km nördlich von Katherine. Das ist Liebe auf den ersten Blick. Bevor wir unsere Leidenschaft vertiefen, schlagen wir unser Camp auf. Wir folgen der Strasse zurück in Richtung City. An einem Feldweg finden wir ein nettes Fleckchen, gar nicht weit vom Ferguson River. Es ist Mittag. Wir sind allein. Das Unterholz wurde kürzlich abgebrannt. Es duftet nach Lagerfeuer. Keine Kletten. Keine Schleifspuren (vor Schlangen und Crocks sind wir heute sicher). Nur kleine Aschewölkchen die bei jedem Schritt aufsteigen. Wir lassen es uns gut gehen und sinken dreckig, aber seelig ins Bett.

Wie findet man schöne Zeltplätze? WikiCamps ist ein guter Startpunkt. Und für kommerzielle Plätze auch Google. Bei beiden ist es wert, sich Rezensionen anzuschauen. Das erspart einem unangenehme Überraschungen. Ansonsten folgen wir Ziehwegen in den einen oder anderen Staatsforst. Brücken sind ein Geheimtipp: Meist gibt es hier nette Parkplätze und befahrbare Pfade, die dem Fluss folgen. Dabei ist es egal, ob er Wasser führt oder nicht. Im letzteren Fall muss man sich zumindest um Mücken keine Gedanken machen. Wir haben auch schon direkt am Highway Stopp gemacht. Im Outback ist das kein Problem. Der Verkehr schläft mit Einbruch der Dämmerung komplett ein und man ist allein. Aber bei belebten Strassen ist das die allerletzte Alternative. Wenn es dunkel wird. Und man nichts andres findet. Also eher früher nach einem geeigneten Plätzchen suchen. Man will sich ja auch noch einrichten und etwas kochen und dem vergangenen Tag zuprosten.


Und wie sieht es beim Reisen mit Hunden aus? Die meisten Nationalparks sind off-limits. hundefreundliche Plätze findet man im Internet. Freie Camps sind eine gute Alternative.

Vorsicht for Fallen. Im Outback werden millionenweise vergiftete Köder verteilt um die Zahl an Wildhunden einzudämmen. Maulkorb ist ein Muss, besonders man einen Olli hat, für den aber auch Alles, was am Wegesrand stinkt, ein Leckerbissen ist.

Das Temperament des Hundes ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Unserer ist ruhig und hat kein Problem damit zu chillen, während wir arbeiten oder die Gegend erforschen. Wenn es heiss ist, bleibt er im Camp und macht Siesta unter dem Wohnanhänger. Er ist happy, solange er Schatten und Wasser hat. Wenn es kühler ist, früh morgens zum Beispiel, bleibt er auch gerne im Auto. Im Schatten parken und Fenster auflassen ist ein Muss: Hitze ist ein schneller, grausamer Killer.

Die Alternative ist ein kommerzieller Hundezwinger (Kennel). Veterinärpraxen nehmen auch manchmal Übernachtungsgäste auf. In beliebten Regionen sollte man diese Services immer buchen. Aber es gibt auch eine Menge atemberaubender Plätze, die keinen Nationalparkstatus haben. Es sind oft Geheimtipps, weitergereicht unter der Hand oder eben ein Fleckchen über das man aus versehen stolpert. Nationalpark besuchen oder schlabberige Hundeküsse? Wie priorisiert man das? Eine sehr individuelle Entscheidung…

Es gibt natürlich auch Nachteile. Zum Beispiel, wenn der Reisebegleiter sich in Gott-was wälzt. Kein Hundesalon in der Nähe. Kein laues Hydrobad. Das nächste Wasserloch ist hunderte von Kilometern entfernt. Und den Eimer Eau de Canine hat man zuhause vergessen. Auto oder Zelt mit einer Stinkbombe zu teilen ist grausam. Eine alte Socke wird zum Waschlappen. Mit Wasser und Seife und Mund-/Nasenschutz (hat ja heutzutage jeder dabei) und viel Geduld den Scheiß abwaschen - so gut es eben geht. Die Socke kommt danach in den Sondermüll.

30 Mai, Sonntag - Vom Fall zum Stein

Während Olli unser Camp bewacht, erkunden wir die Wasserfälle. Wir sind wiedermal die ersten. Es is Sonntagmorgen und im Zeltplatz regt sich nichts. Leliyn Falls ist bekannt für seine Wanderwege. Wir starten mit dem 2.6 km kurzen Leliyn Trail. Die ersten Meter führen steil aufs Plateau hinauf. Die Aussicht auf den geheimnisvollen See und die tosenden Wasser sind genial. Mein Insta-Herz jubelt. Wir lassen den Pool links liegen. Er ist einladend, aber wir wollen dem einsamen Badenden (irgendwie ist immer jemand bereits vor einem da) keinen Herzkasper versetzen, wenn wir nackt ins Wasser springen. Aber die Versuchung ist immens. Stattdessen folgen wir dem Pfad weiter hinauf und über die entgegengesetzte Steilwand wieder hinunter. Bis wir uns - zünftig bekleidet - im untern Pool wiederfinden. Traumhaft. Kleine Fischchen flitzen im Wasser herum und knabbern an den Zehen. Wahnsinn!

Solange es nicht zu heiss ist, kann man den Track auf 9 Kilometer erweitern bis zum Sweetwater Pool, einer idyllischen Badestelle weiter den Fluss hinauf. Und die wirklich hungrigen können sich auf den 62 km langen Jatbula Trail begeben, der von Katherine Gorge aus durch Nitmiluk verläuft und hier endet.


Olli freut sich, dass wir wieder zurück sind und nach einem herzhaften Bissen sind wir unterwegs nach Batchelor via Pine Creek und Adelaide River. Gemäß dem Rat unseres speziellen Tourberaters, buchen wir ins Zebra Rock, einem brandneuen, hundefreundlichen Campingplatz. Super zum Nächtigen.

Der Typ, dem Zebra Rock gehört, lebte früher auf Argyle Station, dem Heim der Durack Familie (siehe letzter Artikel), bevor sie im See untergegangen ist. Der Stein, nachdem der Park benannt ist, ist rar und wird nur hier und am Lake Argyle gefunden. Der Besitzer glaubt, dass sich die merkwürdigen Zeichnungen gebildet haben, als der Stein noch halbflüssig war. Wie bei einer Lavalampe - und unter starken magnetischen Einwirkungen. Möglicherweise, als diese Region vor Millionen von Jahren noch am Südpol gelegen war. Zu Zeiten von Pangea? Eine wilde Theorie. Fakt ist: Niemand weiß, wie die Streifen so hübsch geordnet in dem Stein gelandet sind. Und da sie so rar sind versucht der Besitzer von Zebra Rock, beide Fundstellen für künftige Generationen zu bewahren. Wir gucken und fühlen uns durch die verschiedenen Varianten in seinem Museum und genießen neben lokaler Info hausgemachte Scones mit Rosella-Marmelade. Irgendwie kann das Leben kaum besser sein.


31 May, Montag - Hämorrhoiden im Litchfield Nationalpark

Nachdem Olli es geschafft hat durch den Reisverschluss aus dem Wohnanhänger auszubrechen, schläft er jetzt im Auto. Und er liebt es! Ist wahrscheinlich der beste Platz für unseren Reisegefährten. In warmen Nächten lassen wir die Fenster einen Spalt offen. War die letzte Nacht keine so gute Idee. Den Morgen beginnen wir mit Mosquitojadg im Auto. 50.000 davon. Mindestens. Zum Glück scheint der Hund davon unberührt. Er sieht nicht sonderlich anämisch aus. Was er wohl zu sagen hätte, könnte er sprechen? Hier übrigens ein Australischer Geheimtipp. Wenn einen Mückenstiche dramatisch Sorgen machen, die roten, juckenden Stellen mit Hämorrhoidensalbe eincremen: kühlt, ist antiseptisch und dämmt den Juckreiz. Macht ja eigentlich auch Sinn.

Wo wir gerade bei Insekten sind, die Termitenhügel im Litchfield Nationalpark sind mega-beindruckend. Die meisten Termiten arbeiten unterirdisch. Oder leben in Bäumen. Beide nimmt man selten war, es sei denn, sie fressen einem das Haus unterm Hintern weg. Nur wenige Spezies leben oberirdisch. In Regionen, wo es keine Häuser mehr gibt, oder um bei saisonalen Überflutungen keine nassen Füß zu bekommen. Und das sind die, die man wahr nimmt. Die Bauten der Kathedraltermiten sind mit fünf Metern Höhe schon irre. Daneben kommt man sich mikrig vor. Vertikale Rippen dienen, ähnlich einem Kühlschrank, als Klimaanlage.

Ihre magnetischen Kollegen bauen mit einem Meter fünfzig wesentlich kleinere, flache Scheiben. Um der heißen Mittagssonne möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, sind sie wie Kompassnadeln von Nord nach Sued ausgerichtet. Wird es auf den Morgenseite zu heiss, zieht man in den Westteil des Gebäudes und umgekehrt.

Wie Ameisen, entlassen Termiten einmal im Jahr Nymphen auf ihren Hochzeitsflug. Ähnlich dem Massenlaichen der Korallen fliegen Abermillionen der Insekten gleichzeitig in die Nacht hinaus. Wenige finden ihren Herzkönig. Die meisten verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Vögel und andere Insektenfresser haben ihren Vermehrungszyklus an dieses wichtige Ereignis angepaßt.

Ich finde es erstaunlich, dass die junge Königin die einzige ihres massiven Staates ist, die jemals die Weite Welt erfahren darf. Nur um danach für den Rest ihres Daseins in einer Brutkammer eingesperrt zu sein, unfähig sich zu bewegen und ein Ei nach dem anderen zu poppen. Etwas harsch, als Bestrafung?

Und hier ist die Magie des Ganzen: In den trockensten Regionen übernehmen Termiten die wichtige Rolle von Kompostieranlagen. In feuchten Gebieten sind das Würmer, aber die halten sich hier allenfalls als Trockenfutter. Tote Pflanzenteile, die dem Nährstoffkreislauf sonst verloren gingen (dazu gehören auch Holzhäuser), werden von Termiten gefressen, in organischen Dünger umgewandelt und so der Natur wieder zugeführt. Zero Abfall. Perfekt!


Nach unserem Rendezvous mit den Baumeistern der Natur wandern wir von Buley nach Florence Falls. Die Wasserfälle sind wunderschön. Die Gischt malt Regenbögen in die Luft. Am Fluss selbst finden wir intime Badelöcher, Whirlpools und sprudelnde Kaskaden. Und wer früh genug auf der Walz ist, hat man das alles, wiedermal, ganz für sich allein.

Tollmer Falls und Greenant Creek sind Kurzstopps bis uns die Wanderlust an den Wangi Fällen wieder packt. Die rauschenden Zwillingsfälle sind traumhaft und theoretisch super als Massage. Der kreisrunde See ist am Fusse des Litchfieldplateaus gelegen und zum Schwimmen noch nicht freigegeben. Wir folgen einen Pfad durch Monsunen Regenwald. Er windet sich der Steilwand entlang. Unter den hohen Bäumen ist die Luft um einiges feuchter. Die Schatten sind belebt mit Millionen bunter Schmetterlinge. Bemerkenswerterweise ist der Wald ist nur wenige Meter breit. Wenige Schritte weiter beginnt schon wieder die Savanne. Oben, vom Kliff, kann man bis ans Meer blicken. Der Bach, der die Wasserfälle speist, springt lustig über Stock und Stein. Ein schöner Platz und verständlicherweise von besonderer Bedeutung für Aborigines. Auf dem Weg zurück stolpern wir über einen kleine, erfrischende Quelle, perfekt zum Abkühlen und zum Auffüllen unserer Wasserflaschen. In Augenblicken wie diesen wird Paul zum kleinen Jungen, der die Welt mit grossen Augen wieder entdeckt.

Das Wangi Falls Café ist durchaus erwähnenswert. Gut, nicht teuer und der junge Aboriginal Mann hat den Service auch gut drauf.


 

Track Notes

Von Tankstelle zu Tankstelle

Kununurra

zum Victoria River Roadhouse 320 km - 150.0 c/L

nach Katherine 200 km - 139.7 c/L

zum Adelaide River 400 km - 133.6 c/L via Nitmiluk Nationalpark & Leliyn Falls

zurück zum Adelaide River via Litchfield Nationalpark 200 km - 133.6 c/L


Von Camp to Camp

Kununurra (Lat -15.7783 / Lng 128,7439)

zum Victoria River Roadhouse (Lat -15.6172 / Lng 131.1278) 320 km

zum Boab Caravan Park, Katherine (Lat -14.4520 / Lng 132.2699) 200 km

Rundweg zur Katherine Gorge and Nitmiluk Nationalpark (Lat - / Lng ) 100 km

Weiter nach Leliyn Falls (Lat -14.10 / Lng 132.10) 90 km

zum Zebra Rock Park, Batchelor (Lat -13.0470 / Lng 131.0276) 300 km


Links zu Orten, die wir besucht haben

Judbarra / Gregory National Park (https://nt.gov.au/leisure/parks-reserves/find-a-park/find-a-park-to-visit/judbarra-gregory-national-park), Victoria River Roadhouse (via FB), Boab Caravan Park (https://boabcaravanpark.com.au/), Katherine (https://www.visitkatherine.com.au), The Black Russian Caravan Bar (via FB), Mimi Aboriginal Arts & Crafts (https://mimiarts.com), Nitmiluk National Park & Tours (https://www.nitmiluktours.com.au/about/nitmiluk-national-park), Top Didj Cultural Experience & Art Gallery (https://topdidj.com), Leliyn Falls (https://northernterritory.com/katherine-and-surrounds/see-and-do/leliyn), Zebra Rock Park (via FB), Litchfield National Park (https://nt.gov.au/leisure/parks-reserves/find-a-park/find-a-park-to-visit/litchfield-national-park)


Passende Lektüre und Musik

“Still” Kriminalroman von Matt Nable, spiel in Darwin

Australische Country-Rock Klassiker von A vie AC/DC, via D für Diesel, Goana, James Reyne, Jimmy Barnes, John Farnham, Mark Seymour, Mitch Tambo, Mondo Rock, Pete Murray, bis T wie The Church.


Beachtenswertes

Obige Übernachtungen sind alle für vierbeinige Familienmitglieder geeignet. Kommerzielle Zeltplätze reagieren allergisch, wenn man seinen Hund tagsüber oder abends allein im Lager zurück lässt.

Im Outback wird Gift verteilt um die Anzahl an Wildhunden zu kontrollieren. Köder mit dem Gift 1070 sind tödlich. Bei unreguliertem Camping oder Wanderungen im Busch ist es empfohlen, Hunde mit Maulkörben zu schützen.

An heissen Tagen vorm Gassi gehen unbedingt den Boden barfuß testen. Verbrennst Du Dir die Füße, ergeht es deinem Hund nicht anders!


Die beste Zeit, den tropischen Norden des Northern Territory zu besuchen ist die Trockenzeit von Mai bis August mit angenehmen Tagestemperaturen in den Zwanzigern. Bei Reisen in den Monaten davor können Nationalparks geschlossen und Strassen unpassierbar sein und in späteren Monaten steigen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit bereits wieder unangenehm an. Im tropischen Sommer muss man mit heftigen Wirbelstürmen rechnen.

Eintrittsgebühren fallen in den meisten Parks und Reservaten des Northern Territory nicht an. Aber gelb hier sind Haustiere nicht erlaubt. In manchen Parks darf den Hund im Parkplatz im Schatten des Autos anbinden während man selbst forschen geht. Genügend Wasser zum Saufen bereit stellen!


Kleine Helfer

Hema Australian Road & 4WD Atlas

WikiCamps

FuelMap Australia

GoogleMaps

Jobbörsen: Seek (https://www.seek.com.au), Jora (https://au.jora.com),MLKA (http://www.mlkarecruitment.com.au), Grey Nomads (https://www.greynomadsjobs.com)

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